Russland/Deutschland 2011
Regie: Alexander Mindaze
Mit Anton Shagin, Svetlana Smirnova
DVD-Veröffentlichung: 8. März 2012 (EuroVideo)
Nach dem 26. April 1986 war die Welt nicht mehr so wie vorher. Mit Tschernobyl rückte eine bis dahin außerhalb der damaligen Sowjetunion unbekannte Stadt: Tschernobyl ins Zentrum der inter-nationalen Öffentlichkeit: ein Reaktorblock des örtlichen Kernkraft-werks war explodiert. Der atomare Fallout war bis nach Mitteleuropa messbar, die Umgebung unbewohnbar. Der Umgang der ukrainischen Behörden mit der Reaktor-Katastrophe war skandalös. Bei den Berliner Filmfestspielen hatte die erste filmische Auseinandersetzung mit Tschernobyl Premiere: „An einem Samstag“. Die Reaktion war verhalten. Inzwischen haben die Vorgänge um das japanische Kernkraftwerk Fukushima vor einem Jahr Tschernobyl in den Schatten gestellt. Vor diesem Hintergrund erschien der Film jetzt auf DVD.
Sonnenaufgang über der ukrainischen Stadt Tschernobyl: der 26. April 1986 verspricht ein schöner Tag zu werden. Im Kontrollraum des örtlichen Kernkraftwerks findet eine Krisensitzung statt. Bei einer technischen Panne ist ein Reaktorblock explodiert. Die Lage scheint ernst zu sein.
Es ist vor allem die örtliche Parteileitung, die dazu rät, den Unfall klein zu reden. Immerhin ist das Zentrum von Tschernobyl einige Kilometer entfernt. Die Umgebung des Kernkraftwerks ohnehin Sperrgebiet. Es bestehen also gute Aussichten, den Schaden ohne großes Aufsehen zu reparieren.
Dem jungen Parteifunktionär, Physiker und Gelegenheitsmusiker Valerij ist das Ausmaß der Katastrophe klar. Die Folgen der radioaktiven Strahlung durch den havarierten Reaktor. Also nichts wie weg. Er eilt mit seiner überraschten Freundin Vera zum Bahnhof.
Aber der Zug ist abgefahren! Auch andere Fluchtaktivitäten der Beiden bleiben erfolglos. In der Stadt herrscht der Betrieb eines normalen Samstagmorgens. Die Rauchwolken des brennenden Kraftwerks am Horizont nimmt niemand zur Kenntnis. Auch bei Valerij und Vera hat sich die Panik inzwischen gelegt. Sie braucht dringend neue Schuhe für einen Auftritt mit ihrer Band. Auch Valerij hat einmal dazu gehört. Ausgerechnet heute ist der Drummer ausgefallen, weil er zu viel getrunken hat. In alter Freundschaft springt Verlerij ein…
…Und so verläuft erst einmal alles im Sande. Mit „An einem Samstag“ hat Alexander Mindaze keine Rekonstruktion Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl gedreht. Das irritierte nicht wenige Kritiker nach der Uraufführung bei der Berlinale 2011. Vier Wochen vor einem Super-Gau, der Tschernobyl in den Schatten stellte. Mindaze schildert an Franz Kafka geschult, wie das unsichtbare, unkalkulierbare Ausmaß des Schreckens die Menschen lähmt.
Der anfängliche Warner vor den Folgen der atomaren Strahlung stürzt sich wie betäubt in einen Rausch der Verdrängung, feiert, säuft und prügelt sich. Irrlichtert schließlich durch eine Gesellschaft, der ohnehin nicht mehr zu helfen ist. Das zu Bruch gegangene Kernkraftwerk wird zum Symptom einer Industrie, der es nicht um maximale Sicherheit, sondern maximale Gewinnoptimierung geht. „An einem Samstag“ ein ist illusionsloses, bisweilen zynisches Lehrstück über den allgemein menschlichen Umgang mit Katastrophen.
Angesichts der Nachrichten-Bilder von den Feierlichkeiten vom letzten Wochenende zum Gedenken der Opfer der japanischen Flutkatastrophe der Havarie des Kernkraftwerks Fukushima bekommt der Film „An einem Samstag“ eine nahezu prophetische Dimension. Es gibt ihn jetzt von EuroVideo auf DVD. Leider ohne jegliche Extras, die sich bei diesem Thema angeboten hätten. Preis: 15 Euro