Originaltitel: V Subbotu
Russland/Deutschland 2011
Regie: Alexander Mindadze
Mit Anton Shagin, Svetlana Smirnova-Marcinkevich
Kinostart: 21. April 2011
Nach dem im April 1986 war die Welt nicht mehr so wie vorher. Mit Tschernobyl rückte eine bis dahin außerhalb der damaligen Sowjetunion unbekannte Stadt: Tschernobyl ins Zentrum der inter-nationalen Öffentlichkeit: ein Reaktorblock des örtlichen Kernkraft-werks war explodiert. Der atomare Fallout war bis nach Mitteleuropa messbar, die Umgebung unbewohnbar. Der Umgang der ukrainischen Behörden mit der Reaktor-Katastrophe skandalös. Bei den diesjährigen Berliner Filmfestspielen hatte die erste filmische Aus-einandersetzug mit Tschernobyl Premiere: „An einem Samstag“. Die Reaktion war verhalten. Inzwischen haben die Vorgänge um das japanische Kernkraftwerk Fukushima Tschernobyl in den (zumindest medialen) Schatten gestellt.
Sonnenaufgang über der ukrainischen Stadt Tschernobyl: der 26. April 1986 verspricht ein schöner Tag zu werden. Im Kontrollraum des örtlichen Kernkraftwerks findet eine Krisensitzung statt. Bei einer technischen Panne ist ein Reaktorblock explodiert. Die Lage scheint ernst zu sein.
Es ist vor allem die örtliche Parteileitung, die dazu rät, den Unfall klein zu reden. Immerhin ist das Zentrum Stadt Tschernobyl einige Kilometer entfernt. Die Umgebung des Kernkraftwerks ohnehin Sperrgebiet. Es bestehen also gute Aussichten, den Schaden ohne großes Aufsehen zu reparieren.
Nur dem jungen Parteifunktionär, Physiker und Gelegenheitsmusiker Valerij ist das Ausmaß der Katastrophe klar. Die Folgen der radioaktiven Strahlung durch den havarierten Reaktor. Also nichts wie weg. Er eilt mit seiner überraschten Freundin Vera zum Bahnhof.
Doch der Zug ist abgefahren! Auch andere Fluchtaktivitäten der Beiden bleiben erfolglos. In der Stadt herrscht indes der Betrieb eines normalen Samstagmorgens. Die Rauchwolken des brennenden Kraftwerks am Horizont nimmt niemand zur Kenntnis. Bei Valerij und Vera hat sich die Panik inzwischen gelegt. Sie braucht dringend neue Schuhe für einen Auftritt mit ihrer Band. Zu der auch Valerij einmal dazu gehörte. Ausgerechnet heute ist der Drummer ausgefallen, weil er zu viel getrunken hat. In alter Freundschaft springt Valerij ein.
…und so verläuft erst einmal alles im Sande. Mit „An einem Samstag“ hat Alexander Mindadze keine Rekonstruktion der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl gedreht. Das irritierte nicht wenige Kritiker nach der Uraufführung bei der Berlinale. Mindadze schildert an Franz Kafka geschult, wie das unsichtbare, unkalkulierbare Ausmaß des Schreckens die Menschen lähmt.
Der anfängliche Warner vor den Folgen der atomaren Strahlung stürzt sich wie betäubt in einen Rausch der Verdrängung, feiert, säuft und prügelt sich. Irrlichtert schließlich durch eine Gesellschaft, der ohnehin nicht mehr zu helfen ist. Ein zu Bruch gegangenes Kernkraftwerk spielt in diesem Zusammenhang keine besondere Rolle. Bestenfalls als Symptom der maroden Verhältnisse.
„An einem Samstag“ ein ist illusionsloses, bisweilen zynisches Lehrstück über den allgemein menschlichen Umgang mit Katastrophen, das nach Fukushima eine weitere Dimension bekommen hat.