Deutschland 2014
Regie: Doris Dörrie
Mit Hannelore Elsner, Nadja Uhl, Hinnerk Schönemann, Axel Prahl, Chica
Kinostart: 6. März 2014
In einem Feuilleton stand Doris Dörrie sei „eine Meisterin der gemischen Gefühle“. Sie hat mit dem Filmemachen angefangen. Seit einiger Zeit schreibt sie auch. Ihre Bücher erscheinen im feinen Züricher Diogenes Verlag, schön in Leinen gebunden, was inzwischen selten vorkommt. Auch ihr jüngster Roman „Alles inklusive“, in dem die „gemischten Gefühle“ gleich auf mehreren Gefühls-und Zeitebenen stattfinden. Jetzt hat sie ihn selbst verfilmt. Eine Herausforderung!
Man kann Doris Dörrie von ganzem Herzen mögen, muss es aber nicht zwangsläufig. An der Filmemacherin wie an der Schriftstellerin scheiden sich die Geister. Das trifft ganz besonders auf den Roman zu, der nicht ohne provozierenden Unterton „Alles inklusive“ heißt und auch noch in Torremolinos spielt: 1976 als sich an der spanischen Mittelmeerküste noch europäische Nackedeis tummelten, die man Hippies nannte.
Dazu gehörte auch Ingrid, sie hatte den knackigsten Busen weit und breit. Ihre Tochter nannte sie „Apple“: Nein, nicht nach dem iPhon, das es damals noch nicht gab, sondern nach dem Plattenlabel der Beatles. Jetzt leidet Ingrid an Arthrose und Apple hat der schwierigen Mutti einen Langzeit-Urlaub in Torremolinos geschenkt, damit sie auf andere Gedanken komme und die Tochter einmal Ruhe vor ihr hat. Aus der Idylle von einst ist eine Ansammlung scheußlichster Bettenburgen geworden, in denen sich Pauschaltouristen „all inclusiv“ von morgens bis abends durchfuttern. So wie der korpulente Krankenpfleger Helmut, der es auf Ingrid abgesehen hat.
Daheim im kalten Deutschland bleibt der altledigen traumatisierten Apple nur ihr Mops, den sie sinnigerweise „Freud“ getauft hat. Immerhin verhilft Freud Apple wegen einer Hüftdysplasie zur vorübergehenden Bekanntschaft mit einem ansehnlichen Tierarzt. Aber das Leben mit dem ist auf Dauer auch nicht das Wahre: gemischte Gefühle wohin das Auge blickt. In Spanien wird Ingrid bei der Fußpflege von der Vergangenheit eingeholt. Beachtlicher Weise verliert Doris Dörrie bei den komplexen Verhältnissen, die sie in ihrem Roman „Alles inklusive“ kunstvoll verschränkt, bei der Verfilmung nicht den Überblick.
Wer – wie ich das Buch mochte – wird sich auch am Film freuen: „Alles inklusive“ mit Schauspielern wie Hannelore Elsner, Nadja Uhl, Hinnerk Schönemann, Axel Prahl und Fabian Hinrichs, die selten enttäuschen! Sie werden aber trotzdem von Mops „Chica“ in den Schatten gestellt. Das Tier ist ein Naturtalent und hat eine „Lola“ verdient!