Deutschland 2011
Regie: Karin Kaper und Dirk Szuszies
Kinostart: Herbst 2011
Die Vertreibung und die Flucht der deutschen Minderheit aus Polen 1945/46 ist immer noch ein schwieriges Kapitel nicht nur der deutschen Geschichte. Vieles ist hier hüben wie drüben noch nicht aufgearbeitet. Zum Beispiel, das in der Folge des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffs-Paktes vom August 1939, die Sowjetunion tausende Polen nach Sibirien deportierte. Sie wurden nach dem Krieg wieder zurückgeholt und bekamen die Häuser der vertriebenen Deutschen zugewiesen. Mehrfach Vertriebene, die sich in einer neuen, fremden Umgebung einrichten mussten. Davon handelt der Dokumentarfilm „Aber das Leben geht weiter“ von Karin Kaper und Dirk Szuszies.
Eine private Geschichte war der Ausgangspunkt für diesen außergewöhnlichen Film: Karin Kapers Mutter Ilse hat bereits in den 1970er Jahren Kontakt zu ihrer alten Heimat und den neuen Bewohnern ihres elterlichen Hofes im ehemals niederschlesischen Dorf Niederlinde aufgenommen.
Aus einer ersten distanzierten Kontaktaufnahme ist eine inzwischen vierzigjährige Freundschaft geworden. Sogar ein Stück weit Vertrautheit. Auf jeden Fall aber ein bewundernswerter Akt der Menschlichkeit – auf beiden Seiten. Im „Windschatten“ der großen Politik und dem nicht immer glücklichen Taktieren der Vertriebenenverbände.
Darüber musste Karin Kaper mit Unterstützung von Dirk Szuszies einfach einen Film machen. Das Ergebnis ist eine genaue, aber dabei immer auf Distanz achtende Beobachtung geworden. Dramaturgisch sinnvoll wählten die Filmemacher die Form eines Reiseberichts – mit Stationen, die im besten Sinne betroffen machen. Etwa wenn die hochbetagte Edwarda Zukowska – eine eindrucksvolle Persönlichkeit – davon erzählt, wie es war als sie und ihre Familie unter schlimmsten Bedingungen nach Kirgisien deportiert und als billige Arbeitskräfte geschunden wurden.
Da realativiert sich manches, bekommt „Aber das Leben geht weiter“ eine große menschliche Tiefe, ohne in der“Nur“-Betroffenheit stecken zu bleiben. Versteht sich darauf, auf eine leise poetische Art praktizierte Menschlichkeit zu dokumentieren. Ein wichtiger Film, den man nicht hoch genug loben kann.
Dazu Karin und ihre Mutter Ilse Kaper im Gespräch mit Herbert Spaich:[media id=229 width=320 height=20]
Zur Zeit sind Mutter und Tochter Kaper mit ihrem Film „Aber das Leben geht weiter“ in Baden-Württemberg unterwegs:
22.10. 2011 – 18.00 Uhr im „Krone Theater“ in Titisee-Neustadt
23. 10. 2011 – 11.15 Uhr in den „Löwen-Lichtspielen“ in Kenzingen und
18.00 Uhr im „Waldhorn“ in Rottenburg/Neckar
24. 10. 2011 -19.30 Uhr im „Cinema Quadrat“ in Mannheim
25. 10. 2011 – 19.30 Uhr im „Kulturzentrum Gems“ in Singen
26. 10.2011/28. 10. 2011 jeweils um 20.00 Uhr im „Studio 17“ in Friedrichshafen