„Das Lied von mir“ von Florian Gossen eröffnet heute Abend die „44. Internationalen Hofer Filmtage“. Mit Jessica Schwarz und Michael Gwisdek in den Hauptrollen, ist der Diplomfilm des Absolventen der Ludwigsburger Filmakademie bereits in den letzten Wochen in Montreal und Zürich ausgezeichnet worden.
Maria(Jessica Schwarz), Anfang 30, ist beruflich in Lateinamerika unterwegs. Auf dem Flughafen von Buenos Aires hört sie ein Lied, das eine Mutter ihrem kleinen Kind vorsingt. Das weckt in Maria Erinnerungen, die sie nicht recht einordnen kann. Ebenso wie die Stadt selbst. Stilsicher gelang dem Nachwuchsregisseur mit „Das Lied in mir“ die Beschreibung eines Traumas, das in die Zeit des Terrors der argentinischen Junta-Herrschaft Ende der 1970er Jahre zurückführt: die illegal zur Adoption frei gegebenen Kinder der sogenannten „Verschwundenen“.
Ebenfalls um Trauerarbeit in einer dunklen Zeit geht es im neuen Film von Chris Kraus „Poll“, der diese Woche in Hof uraufgeführt wird. Nach seinem in der Gegenwart spielenden Erfolg „Vier Minuten“ hat sich der Regisseur jetzt eines historischen Stoffes angenommen, den er bildmächtig mit großem Aufwand filmisch umgesetzt hat: Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges versucht ein deutscher Gutsbesitzer im Baltikum die Spannungen zwischen Esten und Russen für sich zu nutzen und löst damit eine familiäre Katastrophe aus. Subtile Gewalt als Spiegel der Gesellschaft und arrogante Selbst-überschätzung des Einzelnen, werden hier mit beklemmender Beiläufigkeit in Szene gesetzt. So ungewöhnlich wie der Film auch die Besetzung – mit Edgar Selge und Richy Müller in Rollen, die man ihnen bisher nicht zugetraut hätte.
Neben „Der Lied in mir“ und „Poll“ wird mit „Der Mann, der über Autos sprang“ von Nick Baker Monteys eine weitere Koproduktion mit dem SWR im Programm der „Hofer Filmtage“ gezeigt. Auch dieser Film lässt eines großes Regie-Talent erkennen. Ebenso die Vielseitigkeit der Schauspieler Jessica Schwarz, Robert Stadlober und Martin Feifel.
Neben deutschen Premieren bieten die Hofer Filmtage auch diesmal wieder Neues aus internationaler Produktion: von Mike Leighs „Another Year“ bis zu Olivier Assayas bereits in Cannes gefeiertem „Carlos“. In Hof wird eine dreistündige „Kurzfassung“ präsentiert.
Die traditionelle Retrospektive ist in diesem Jahr Bob Rafelson gewidmet, einer Regie-Legende des „New Hollywood“ aus den 1970er Jahren. Rafelson hat mit Filmen wie „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ und „Five easy pieces“ Filmgeschichte geschrieben und dabei Jack Nicholson zu seiner Karriere verholfen. Blieb aber immer im Schatten der Coppola, Spielberg oder Scorsese. Der 77jährige Regisseur wird seine Filme persönlich in Hof vorstellen. Also: spannende Tage erwarten den Besucher auch diesmal in der tiefsten fränkischen Provinz Hof, der Wim Wenders das Prädikat „Home of Films“ verliehen hat.