Max Raabe und sein Orchester bei der Eröffnung der 60. Berlinale (dpa)
Alle waren da! Max Raabe sang, Bernd Neumann, der Kulturminister, lobte, der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit brachte einen Porzellanbären für Dieter Kosslick mit, der ihn an seinen Vorgänger Moritz de Hadeln weiter schenkte – und Anke Engelke moderierte – zweisprachig.
Mit gewaltigem Dutt und strengem Schwarzen – wohl als Reminiszenz an die Berliner Trümmerfrauen der 40er Jahre gedacht. Trotzdem war das Ganze recht locker und unterhaltsam – mit einer Trailershow zwischen dem Preisen mit viel schönen Reden auf. Die Peinlichkeiten hielten sich in Grenzen: Z. B. bei der Zitterpartie mit Anke, Conny und „Pack die Badehose ein..“ Cornelia Froboes sang nämlich in zartem Alter ihren ersten Hit zur Eröffnung der 1. Berlinale 1951 und jetzt ist sie, inzwischen seriöse Theaterschau-spielerin in der Jury. Doch war glaubte es gehe beim Eröffnungsfilm genauso locker weiter, wurde enttäuscht: Kosslick ist eben immer für eine Überraschung gut.
Tuan Yuan: Einsam gemeinsam
Statt Gefälligem aus Übersee, das Musical „Nine“ hätte sich da angeboten, hat der Berlinale-Chef ein auf den ersten Blick „kleines“ Kammerspiel aus China zum Auftakt gewählt – allerdings von einem der wichtigsten Filmemacher dieses Landes: Wang Quan’an. 2007 wurde er für „Tuyas Hochzeit“ mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Sein neuer Film heißt „Tuan Yuan“ (Allein/Zusammen). Eine Dreicks-geschichte unter Senioren, eingebettet in die Geschichte Chinas. Eine leise, wunderbar nuancierte Beschreibung der Beziehungen zwi-schen einer Frau und zwei Männern, kombiniert mit der Weisheit des Alters. Die hat freilich Grenzen, wenn Gefühle im Spiel sind. Dabei werden in diesem außerordentlichen Film Lebensmittel eingekauft, zubereitet und gemeinsam gegessen. Das ausgefallene dramaturgische Konzept setzte der Stuttgarter Kameramann Lutz Reitemeier (er arbeitete schon bei „Tuyas Hochzeit“ mit Wang Quan’an zusammen) in hoch poetische Bilder um. Ein gelungener Auftakt für diese Jubiläums-Berlinale!
Anschließend wurde ins „Moskau“ an der Karl-Marx-Allee zum Eröffnungs-empfang gebeten. Dabei handelt es sich um eine frisch renovierte Restaurationslokalität, die ihre DDR-Vergangenheit nicht verleugnen kann. Da scharte sich dann um schwierig zu essende Menus von Sterne-Köchen aus dem Bayerischen richtige Prominenz – René Zellweger /Cornelia Froboes – und eher marginale Prominenz wie Hobby-Koch Prof. Biolek. Es gab aber auch Entdeckungen zu sichten wie Katja von Granier! Sie wissen nicht wer das ist? Das war jene aufstrebende junge Filmemacherin, die Anfang der 1990er Jahre mit ihrem kessen „Abgeschmikt“ auf-und dann schnell wieder abtauchte und seitdem in Amerika B-Movies dreht. Außerdem offenbarten sich in den immer enger werdenden Fluren die Abgründe deutscher Vorabendserien. Huch, wie sind wir wichtig! Dazwischen nicht minder wichtige KollegenInnen. Und sogar Frank-Walter Steinmeier kam vorbei. Durfte aber nicht in die VIP-Abteilung! Auch irgendwie tragisch. So mischte er sich halt unters Volk. Als das Gedränge zu arg, die Silikonbusen Berliner Partyluders zu nah und die Gefahr von Rotwein bzw. Schlimmerem überschüttet zu werden stieg, bin ich geflohen: „Was Sie gehen schon?“, fragte die Dame verstört, von der ich das Taxi (sie kam an!) übernahm, um mich in mein stilles, gemütliches Hotelzimmer bringen zu lassen. Da wartete ein Apfel und eine Birne auf mich…..
A propos Eröffnung: So klang das 1960, als Willy Brandt als Regierender Bürgermeister von Berlin eröffnete:[media id=57 width=320 height=20]
Der Schauspieler Hans Söhnker moderierte:
[media id=58 width=320 height=20]