Deutschland 2011
Regie: Marcus H. Rosenmüller
Mit Petra Schmidt-Schaller, Georg Friedrich, Chiem van Houweninge
Kinostart: 18. August 2011
Seit seinem Debut und Überraschungserfolg „Wer früher stirbt ist länger tot“ (2006) hat sich Marcus H. Rosenmüller zu einem der fleißigsten und gleichzeitig originellsten deutschen Filmemacher entwickelt. Der bayrische Heimatfilm verdankt ihm neue Impulse. Rosenmüller vermittelt in seinen Geschichten zwischen glücklichen Kühen, hohen Bergen und kantigen Menschen immer gute Laune. Selbst wenn es um den Räuber Kneissl und den Bhagwan geht – wie in seinem neuesten Film „Sommer in Orange“, der diese Woche angelaufen ist.
Irgendwann um 1980: Siddharta (Georg Friedrich) hat in Oberbayern einen Bauernhof geerbt. Deshalb zieht er mit seiner Sannyasin-Kommune von Berlin-Kreuzberg in die ländliche bayerische Idylle. Da erregen die in Orange gekleideten Bhagwan-Jünger mächtig Aufsehen. Doch auch für die Sannyasins bleibt der Ortswechsel nicht ohne Folgen und untergräbt zusehens Moral. Angesichts der Verlockungen aus der Land-Metzgerei wird sogar Siddharta schwach. Obwohl der Bhagwan zu fleischloser Kost rät, leistet sich der schwache Mann Würstchen…
Auch die urige bayerische Männlichkeit verfehlt ihre Wirkung auf die weiblichen Mitglieder der Kommune nicht; eine Alternative zu den weniger potenten Softies ist der örtliche Postbote.
Das trifft selbst den friedvollsten Sannyasin ins Mark seiner männlichen Ehre. Beim Dorffest kommt es zu einer handfesten Schlägerei zwischen Einheimischen und Zugezogenen. Die 12jährige Lilli (Amber Bongard) schockt ihre blonde engelsgleiche Mutter Amrita (Petra Schmidt-Schaller) mit ihrer Mitgliedschaft im örtlichen Musikverein. Der kleine Bruder Fabian (Béla Baumann) liebäugelt gar mit dem Schützenverein.
Mit „Sommer in Orange“ erinnert Marcus H. Rosenmüller an jene Zeit, als sich westliche Intellektuelle durch die Heilsversprechen des indischen Gurus Bhagwan neue Lebensperspektiven erhofften. Mit bescheidenem Erfolg; Bhagwan wurde als geschäftstüchtiger Schwindler enttarnt. Rosenmüller widmet sich diesem weitgehend abgeschlossenen Kapitel mit dem von ihm gewohnt listigen Humor. Etwa der von beiden Seiten argwöhnisch beobachtete Prozess der Fraternisierung.
Nicht mit Hohn und Spott, sondern mit mildem, vielleicht manchmal zu mildem Humor geht Marcus H. Rosenmüller in „Sommer in Orange“ mit den skurrilen Seiten der Sannyasin-Bewegung um. Am stärksten ist sein Film dann, wenn er sich auf die Perspektive der beiden Kinder konzentriert, denen das egozentrische Flower-Power-Treiben der Erwachsenen in höchstem Maße peinlich ist. Da gelingt ihm am konkreten Beispiel ein sympathischer Beitrag zur kindlichen Selbstbestimmung. Ganz ohne pädagogischen Zeigefinger. Der ideale Ferienfilm für die ganze Familie…