Nein, da kann man nicht meckern! Die Deutschen Filmpreise 2011 sind in Ordnung: da spielt es im Prinzip keine Rolle, nur finanzielle, wer bei den „Besten Spielfilmen“ Erster, Zweiter oder Dritter geworden ist. „Vincent will Meer“ hat Gold verdient. Selten wurde das Leben mit einem Handicap derart einfühlsam und dabei selbstverständlich auf der Leinwand dargestellt.
Hut ab vor Florian David Fitz, der mit seinem Drehbuch für „Vincent will Meer“ zeigte, was er über das Schauspielen hinaus noch alles kann. Für seine Interpretation der Titelrolle hat er mit Recht die „Lola“ für die „Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle“ bekommen. Obwohl man sie auch Alexander Fehling („Goethe“) und August Diehl („Wer wenn nicht wir“) gegönnt hätte. Wie Fitz Ausnahmeschauspieler. Ebenso wie Bernadette Heerwagen, Lenia Lauzemis und Sophie Rois, der Preisträgerin „Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle“.
Die Samdereli-Sisters dürfen sich ebenfalls über „Silber“ für ihren zauberhaften „Almanya – Willkommen in Deutschland“ freuen. Andres Veiel hätte man freilich mehr als „Bronze“ für „Wer wenn nicht wir“ gewünscht. Aber für sein Debut als Spielfilmregisseur ist das auch nicht zu verachten.
Ansonsten wenig Überraschungen: Wenders „Pina“: erwartungsgemäß der beste „Dokumentarfilm“. Warum außerdem nur „Kinshasa Symphony“ in dieser Sparte nominiert wurde, erstaunt. Da hätten sich im vergangenen Jahr doch noch ein paar mehr finden lassen…
Zu loben ist die „Lola“-Würdigung der handwerklich-technischen Team-Mitglieder bei der Filmproduktion. Hier war „Poll“ der große Gewinner. Regisseur Chris Kraus ging leer aus. Er wird es verschmerzen.
Überhaupt war die diesjährige Verleihungs-Gala zum „Deutschen Filmpreis“ im Berliner Friedrichsstadtpalast außergewöhnlich gelungen – selbst wenn das Ganze gegen Ende in eine Bernd Eichinger-Gedächtnisveranstaltung umzukippen drohte. Aber OK! Erfreulich, dass die Familie des Verstorbenen eine „Lola-Eichinger-Preis“ gestiftet hat, der alle drei Jahre verliehen werden soll. Eine schöne Sache! Dann können die cineastischen Leistungen gewürdigt werden, die vom gegenwärtigen Reglement des „Deutschen Filmpreises“ nicht berücksichtigt werden können: das Ungewöhnliche, Experimentelle, kurz: das Neue! Wir freuen uns darauf…
Hier die Preisträger Deutscher Filmpreis 2011 im Überblick:
Bester Spielfilm
- Filmpreis in Gold: „Vincent will Meer“ von Ralf Huettner
- Filmpreis in Silber: „Almanya – Willkommen in Deutschland“ von Yasemin Samdereli
- Filmpreis in Bronze: „Wer wenn nicht wir“ von Andres Veiel
Bester Dokumentarfilm
Filmpreis in Gold: „Pina“ von Wim Wenders
Bester Kinderfilm
Filmpreis in Gold: „Chandani und ihr Elefant“ von Arne Birkenstock, Helmut G. Weber
Beste weibliche Hauptrolle
Sophie Rois („Drei“)
Beste männliche Hauptrolle
Florian David Fitz („Vincent will Meer“)
Beste weibliche Nebenrolle
Beatriz Spelzini („Das Lied in mir“)
Beste männliche Nebenrolle
Richy Müller („Poll“)
Bestes Drehbuch
Nesrin und Yasemin Samdereli („Almanya“)
Beste Regie
Tom Tykwer („Drei“)
Beste Kamera / Bildgestaltung
Daniela Knapp („Poll“)
Bester Schnitt
Mathilde Bonnefoy („Drei“)
Bestes Szenenbild
Silke Buhr („Poll“)
Bestes Kostümbild
Gioia Raspé („Poll“)
Bestes Maskenbild
Kitty Kratschke, Heike Merker („Goethe!“)
Beste Filmmusik
Matthias Klein („Das Lied in mir“)
Beste Tongestaltung
Ansgar Frerich, Sabine Panossian, Niklas Kammertöns („Pianomania – Die Suche nach dem perfekten Klang“
Ehrenpreis
Wolfgang Kohlhaase