Deutschland/Italien 2010
Regie: Jo Baier
Mit Bruno Ganz, Elio Germano, Erika Pluhar
Kinostart: 7. Oktober 2010 (Universum)
Über Jahrzehnte gehörte der italienische Journalist Tiziano Terzani (1938 – 2004) zu den wichtigsten europäischen Reportern, die aus Südostasien, dem Vietnamkrieg oder der vorsichtigen Öffnung Chinas nach Westen berichteten. In Deutschland erschienen Terzanis Reportagen im SPIEGEL. Seine Bücher erreichten Millionenauflagen. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts erkrankte Terzani an Krebs und zog sich vom Journalismus zurück. Seine postum erschienene Autobiographie „Das Ende ist mein Anfang“ sorgte 2007 noch einmal für Aufsehen. Sie ist jetzt mit Bruno Ganz in der Titelrolle verfilmt worden.
Tiziano Terzani war Mitte 60 als er schwer krank wurde. Er wusste, dass seine Tage gezählt sind und hat sich deshalb in sein Haus in der Toscana zurückgezogen. Bevor er starb wollte er das schwierige Verhältnis zu seinem Sohn Folco in Ordnung bringen und bat ihn telegraphisch zu kommen.
In langen Sitzungen und Spaziergängen diktierte Tiziano Terzani die Stationen seines Lebens dem Sohn auf Band. Er erzählt seinen Weg von der Kindheit in bescheidenen Verhältnissen zu einem der weltweit erfolgreichsten Journalisten des 20. Jahrhunderts. Die Bilanz eines spannenden Lebens, an dessen Ende der Tod seinen Schrecken verloren hatte. Im Buch „Das Ende ist mein Anfang“ betont Terzani: „Ich bin jetzt sechsundsechzig, und mein Leben, diese große Reise, geht dem Ende zu. Ja, ich bin an der Endstation angelangt. Aber ohne Trauer, im Gegenteil, fast mit einem Schmunzeln…“
Von Anfang an stand fest, dass die Lebenserinnerungen Tiziano Terzanis nicht nur für Sohn Folco, sondern auch für die Öffentlichkeit bestimmt waren und als Buch erscheinen sollten. Herausgegeben von Folco Terzani wurde es unter dem Titel „Das Ende ist mein Anfang“ 2007 ein Bestseller, der sich allein in der Bundesrepublik über eine halbe Million Mal verkaufte. Mit Unterstützung von Ulrich Limmer schrieb Folco Terzani das Drehbuch. In einem Interview fasste die Arbeit daran so zusammen:
„Als wir dann mit den Dreharbeiten in unserem Garten in der Toscana begonnen haben, war Vaters Geist immer dabei. Ich hatte das Gefühl, er sieht uns zu und hörte ihn förmlich reden. So hat mich die Arbeit an diesem Film mich ihm noch einmal ein Stück näher gebracht. Es war einfach bewegend!“
Der Film „Das Ende ist mein Anfang“ verzichtet vollständig auf Rückblenden und konzentriert sich auf den Dialog zwischen Vater und Sohn. Rückt im Gegensatz zum Buch den Tod, das Sterben im Frieden mit sich selbst in den Mittelpunkt. Aber auch den Konflikt zwischen Vater und Sohn.
Dabei verhinderte Regisseur Jo Baier durch eine kluge Regie, dass aus dem Film die peinliche Nabelschau eines Exzentrikers wurde. Bruno Ganz verkörpert den vom Tod gezeichneten Tiziano Terzani mit zurückhaltender Noblesse, ebenso wie der italienische Nachwuchsstar Elio Germano seinen Sohn Folco. Das macht aus „Das Ende ist mein Anfang“ ein bemerkenswertes Kino-Ereignis und setzt dem großen Journalisten Tiziano Terzani ein angemessenes filmisches Denkmal… Dazu ein unauffälliges Plädoyer nicht nur für den Dialog zwischen den Generationen, sondern auch für die Kunst des Zuhörens.
Die Vorlage: Tiziano Terzani: „Das Ende ist mein Anfang“ ist eben als Goldmann-Taschenbuch neu aufgelegt worden. Eine schöne Ergänzung hat Folco Terzani mit „Tiziano Terzani: Meine asiatische Reise“ bei der DVA herausgegeben. Dabei handelt es sich um einen handlichen Bildband mit Fotografien Terzanis, die mit markanten Texten vom ihm ergänzt wurden.
Folco Terzani bringt in seinem Nachwort die Konzeption auf den Punkt: „Fotos, das ist das Schönste an ihnen, sind keine abstrakten Ideen oder Erfindungen. Sie sind etwas ganz Konkretes. Genau so ist die Welt. Jedenfalls für einen Moment“. Und das waren sie auch für den Journalisten Tiziano Terzani.
SWR2 Journal am Morgen am 7.10.2010:
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Folco Terzani und Produzent und Drehbuch-Co-Autor Ulrich Limmer im Gespräch, SWR cont.ra, 9.10.2010:
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masterphi
„Dabei verhinderte Jo Baier durch eine kluge Regie…“ (siehe oben), indem er Schnittfehler, Tonfehler oder Szenefehler produzierte, dass sich der Zuschauer nicht am schwachen Drehbuch stört. Der Film kann mich wahrlich nicht überzeugen. Bruno Ganz spielt bemüht, Elio Germano langweilt von Beginn an und ist sehr emotionslos, ja, gelangweilt synchronisiert. Schade, es wäre mehr drin gewesen.