Festivaldirektor Thierry Fremaux stellte knapp vier Wochen vor den wichtigsten Filmfestspielen der Welt das diejährige Programm vor. Beruhigendes Fazit: Alles bleibt beim Alten: zwischen dem 12. und 23. Mai werden sich die Überraschungen in Grenzen halten. Natürlich wird an der Croisette wieder Weltkino allererster Qualität präsentiert. Neues von Rachid Bouchareb, Alejandro Gonzalez Inarritu, Abbas Kiarostami, Takeshi Kitano, Mike Leigh oder Bertrand Tavernier.
Alles alte Bekannte und nicht zum erstenmal in Cannes. Bereits in den letzten Jahren auf diversen Festivals wurde der Thailänder Apichatpong Weerasethakul geeehrt. Mit seinem neuen Werk „Long Boomee raleuk chat“ hat er es in diesem Jahr in den Internationalen Wettbewerb des „Festival de Cannes“ geschafft. Übrigens eine Koproduktion mit der Bundesrepublik Deutschland. Die in diesem Jahr wieder vor allem mit Koproduktionen vertreten ist.
Ob das von Egoli Tossell produzierte Terroristen-Biopic „Carlos. Der Schakal“ gezeigt wird, ist unklar. German films hat eine entsprechende Meldung wieder zurück gerufen. Unter der Regie des Franzosen Olivier Assayas spielen Edgar Ramirez, Nora von Waldstetten, Alexander Scheer und andere deutsche Jungstars. Die Kinostart von „Carlos“ wurde für den Spätsommer 2010 angekündigt. Wenn es also mit Cannes nichts werden sollte, gibt es genügend Alternativen zwischen Locarno, San Sebastian (äußerst passend!) und Venedig.
Vorerst noch einmal mit der Nebenreihe „Un certain regard“ muß sich Christoph Hochhäusler begnügen. Er ist mit „Unter dir die Stadt“ eingeladen worden, nach dem er vor fünf Jahren schon einmal mit „Falscher Bekenner“ da war. Es geht um einen Banker, der ein Techtelmechtel mit der Frau eines Kollegen anfängt. Vermutlich nimmt das kein gutes Ende. Aber wenn sie Hochhäusler weiterhin Mühe gibt, wird er es eines Tages in den Wettbewerb um die Goldenen und Silbernen Palmen schaffen…
Eröffnet werden die 63. Filmfestspiele von Cannes mit Ridley Scotts neuem „Robin Hood“ – das muß nichts mit Kunst, aber viel mit Glamour zu tun haben. Russell Crowe kommt als Hauptdarsteller auf den Roten Teppich und bringt noch ein paar prominente KollegenInnen mit. Das Werk läuft „außer Konkurrenz“. Ebenso wie „You will meet a tall dark stranger“ von Woody Allen, etwas Neuem von Stephen Frears, das „Tamara Drewe“ heißt und schließlich Oliver Stones Neuauflage seines früheren Erfolgs „Wall Street“ mit dem alles sagenden Untertitel „Money never sleeps“. Wär hätte das gedacht. Am Bett des Money sitzt Michael Douglas….
Ach ja, und noch ein alter Familienfreund des Festival de Cannes eilt dieses Jahr in den Süden: Volker Schlöndorff. Seit frühen Törless-Tagen mit Präsident Gilles Jacob eng verbunden. Diesmal bringt er in Ermangelung von Neuem seine betagte „Blechtrommel“ mit. Allerdings den „Directors Cut“. Das löst Verwunderung aus: Also war die Fassung des Films, die 1980 mit „Goldener Palme“ und „Oscar“ ausgezeichnet wurde, gar nicht Schlöndorffs Arbeit letzter Hand?
So gibt es doch noch Überraschungen in Cannes…