Ein Ballsaal-großes Foyer mit einer elegant geschwungenen Freitreppe für große Auftritte. Dazu passend Spiegelwände und Kristalllüster: in der Karlsruher „Schauburg“ ist bereits das Entre ein Erlebnis. Die Pflege der Filmkunst hat hier Tradition. Der Gründer der “Schauburg“, Georg Fricker, begeisterte sich nicht nur für die Kunst der Cinemathographie, sondern auch für ihre optimale Projektion. Eben die 70mm-Technik.
Im Gegensatz zu anderswo wird die Anlage in der „Schauburg“ gepflegt und dann und wann ein 70mm-Film auch ins Programm genommen. Denn der passionierte Sammler Fricker hat ein beachtliches Kopien Archiv zusammen getragen. Deshalb hat sogar die Berlinale in Karlsruhe um Unterstützung gebeten, als sie im vergangenen Jahr unter dem Titel „70mm-Bigger than Life“ eine Retrospektive veranstaltete.
Seit 2005 wird in der „Schauburg“ immer Anfang Oktober das „Todd-AO 70mm-Filmfestival“ veranstaltet. Seit Georg Frickers Tod wird es von seinem Nachfolger Herbert Born kuratiert.
Von heute an bis Sonntagabend präsentiert er diesmal neben bekannten Klassikern im 70mm-Format wie „Lord Jim“, „Zirkuswelt“ oder „Doctor Dolittle“ auch Raritäten wie die sowjetische 70mm-Produktion „Das Zigeunerlager zieht in den Himmel“ von 1977. Um davon heute noch vorführ-bare Kopien ausfindig zu machen, bedarf es internationaler Kontakte. Inzwischen ist die „Schauburg“ in ein Netzwerk zur Pflege der 70mm-Film-Kultur eingebunden.
Eine weitere Preziose im diesjährigen Festival-Programm ist „King of Kings“: Nach seiner Uraufführung 1961 wurde der epische 70mm-Jesus-Film von Nicholas Ray vorwiegend als peinliche Entgleisung gescholten – zumal die Titelrolle der athletische Westernstar Jeffrey Hunter verkörpert. Inzwischen muss das herbe Urteil von damals revidiert werden. Sentiment und ein großer epischer Atem machen die Wirkung des Films aus. Vor allem im originalen 70mm-Format.
Mit der Schlagzeile: „The power, the passion, the greatness and the glory“ wurde für „King of Kings“ 1961 geworben. Mit Recht, wie sich heute heraus stellt: Schöner kann Kino nicht sein! Deshalb sind Filme in 70mm nach wie vor die Krone der Filmtechnik – auch oder gerade im Zeitalter des digitalen 3-D mit seinen häufig seltsam leblosen Avataren!
Einzelheiten zum Programm des „6.Todd-AO 70mm-Filmfestival“ unter www.schaubühne.de.
Horst Bromberger
Ich bin ein großer Fan technischer Perfektion und ein Kino – Enthusiast. Schade, dass ich diese Seite erst jetzt (2012) entdeckt habe. Ich wäre sicherlich jedes Jahr im Oktober zum 70 mm Film Festival nach Karlsruhe angereist. Das Kino „Schauburg“ veranstaltet solche Festivals heute nicht mehr? Oder gibt es eine Ankündigung auf ein neues Festival (eventuell per e-mail)?
Herzliche Grüße
Horst Bromberger