James Bond wird 50! Keine andere Serie der Film-und Fernsehgeschichte ist erfolgreicher und in der Popularität ungebrochener als die Filme mit dem Geheimagenten ihrer Majestät 007. Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass jeder Mensch auf dieser Welt mindestens einen James Bond-Film im Laufe seines Lebens gesehen hat. 22 sind seit 1962 gedreht worden – Nummer 23 „Skyfall“ hat am 1. November Premiere. Jubiläen sind immer gut für Sonderausgaben. Deshalb ist rechtzeitig zum Geburtstag die 22teilige Sammler-Edition „Bond 50“ erschienen.
Als es noch nicht zum männlichen Selbstverständnis gehörte, eine gepflegte Erscheinung zu sein, war James Bond stilbildend: fit und durchgestylt. Zum schicken Anzug die passende Krawatte und die entsprechenden Accessoires wie die feine Rolex. Makellos die Frisur – auch nach dem Sprung ins Swimmingpool oder nach einer Schlägerei. Ansonsten sind vorzügliche Manieren und ein guter Geschmack ebenso selbstverständlich wie die gediegene Halbbildung. Sowas hatte es vorher auf der Leinwand nicht gegeben.
Bond verkehrt nur in den besten Kreisen! Auch Visitenkarten waren 1962 nur bei den Oberen Zehntausend gebräuchlich. Und im Spiel-Casino von Monte Carlo trafen sich nur die wirklich reichen und noch keine Junkies…
James Bond betrat am 5. Oktober 1962 mit „Dr. No“ zum ersten Mal die Kino-Öffentlichkeit: eine vergleichsweise bescheiden budgetierte Produktion nach einer außerhalb Englands nahezu unbekannten Krimi-Serie des Gebrauchsautors Ian Fleming. Der schicke Geheimagent mit der Nummer 007 gehört zum internationalen Jetset. Nur ab und zu macht er bei seinem Boss „M“ in London eine Stipvisite, um sich einen neuen Auftrag abzuholen. Im Vorzimmer von „M“ freut sich immer die Sekretärin Miss Moneypenny über den seltenen Besucher… Sie würde mit dem schnieken James gerne etwas anfangen – aber der zieht „Luder“ vor…
Bereits im allerersten Film ist alles angelegt, was das James Bond bis heute ausmacht: auf 22 DVDs mit jeweils mehr oder weniger großem Bonusteil kann man sich jetzt den ganzen Bond aus 50 Jahren komplett ins Haus holen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Neueditionen, sondern lediglich um Neuauflagen. Das Ganze ziemlich lieblos zusammen gestoppelt – vom neuen Rechte-Inhaber Fox, nachdem MGM knapp an der Insolvenz vorbei geschrabt ist.
Die Chance das einzigartige film-und kulturgeschichtliche Ereignis James Bond und seine Wirkung angemessen zu würdigen, wurde vertan. Immerhin hat man die Filme jetzt platzsparend in einer Box – chronologisch geordnet. Für „Skyfall“ gibt es sogar einen Platzhalter…
„Gerührt und nicht geschüttelt“ ist inzwischen ebenso in den internationalen Sprachgebrauch eingegangen, wie Bonds kultischer Umgang mit Luxus-Autos…
Als noch niemand eine Ahnung davon hatte, was GPS sein könnte, rüstete „Q“ James Bonds bereits Autos mit einem Ortungssystem aus, das den Geheimagenten im Auftrag ihrer Majestät auf direktem Weg an jeden Punkt dieser Welt brachte. Auch zu den ganz schlimmen Gangstern…
Gerd Fröbe verkörperte den ersten wahren James Bond-Bösewicht 1964 in „Goldfinger“ – nach wie vor einer der besten Filme der Serie.
Sein Gehilfe ist ein ganz übler Typ, der seinen Bowler als Totschläger benutzt. Mit „Goldfinger“ ging die Serie bereits in den Mitt-60ern über die engen Grenzen des Kalten Krieges hinaus. Typen wie Goldfinger geht es um die alleinige Weltherrschaft. Dr. Mabuse der Gegenwart.
Musik-und Filmgeschichte haben die jeweiligen Titelsongs der James-Bond-Filme gemacht: stilbildend war Sherley Besseys „Goldfinger“. Nachdem die Produzenten Harry Saltzman und Albert R. Broccoli gewahr wurden, welchen Schatz sie mit dem James Bond an der Angel hatten, gingen sie damit für die Branche ungewöhnlich sorgsam um. Das zeigte sich am erstaunlich eleganten Wechsel der Titeldarsteller. 1969 versuchten sie mit George Lazenby einen Ersatz für Sean Connery zu finden, der sich nicht als lebenslanger James Bond sah.
Am Beispiel von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, dem Einstand des George Lazenby wurde deutlich, dass ein nur kalauernder James Bond mit begrenztem schauspielerischen Können nicht ausreichte, um den Fortbestand der Serie zu sichern. Also musste Connery noch einmal in die Bütt.
Mit dem serienerprobten Roger Moore fand man dann 1974 den adäquaten neuen Bond – ein Snob, der in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ einen Snob mit Allmachtsfantasien trifft – verkörpert von Christopher Lee.
Moores Erfolg bewies, James Bond braucht einen charismatischen Darsteller, um an den Kinokassen zu überleben. Deshalb musste der blasse Timothy Dalton schon bald den Platz für den angesehenen Shakespeare-erprobten Schauspieler Pierce Brosnan räumen.
Auch Brosnan war kein James Bond auf Dauer – die Filme wurden außerdem zunehmend düsterer und brutaler. Nach dem sich auch bei den Produzenten ein Generationswechsel vollzogen hatte, wurde James Bond an 2006 rundum erneuert: Daniel Craig rettete die Kino-Ikone in die Gegenwart.
Die globalen Krisen haben 007 eingeholt. Selbst bei den Bregenzer Festspielen ist bei „Tosca“ backstage die Hölle los!
Alle James Bond-Filme in einer dicken Kassette: sie kosten 97 Euro und sind bei Fox Home Entertainment erschienen. Vom Knesebeck Verlag wurde zur Ergänzung der originelle, schön illustrierte Band „Bond über Bond“ veröffentlicht, den Sir Roger Moore launig einem Ghostwriter in die Feder diktiert hat. Preis: 29.95€. Soviel kostet das eben bei Edel aufgelegte schicke Material-und Bilderbuch „Die James Bond Girls“ von Frédéric Brun.