Wenn der Herbst in seine letzte Distanz geht, kommt wer in der deutschen Filmbranche auf sich hält nach Hof im Fränkischen an der Saale. Da scheint die Zeit stillzustehen. Das beruhigt den Besucher, der diese etwas anderen Filmfestspiele (fast) seit Anbeginn begleitet und sich deshalb die letzte Oktoberwoche für die Wallfahrt zu Heinz freihält. Heinz, das ist Heinz Badewitz, Gründer und nach wie vor Leiter der „Hofer Filmtage“. Ob er ewig lebe, hat ihn heute Abend zur Eröffnung der „46. Hofer Filmtage“ im schönen 50er Jahre Filmpalast „Scala“ süffisant Rosa von Praunheim gefragt.
Badewitz konnte das nur bejahen! Rosa darf freche Fragen stellen, denn er wird 70, was man ihm überhaupt nicht ansieht. Doch damit nicht genug: er bestückt die diesjährigen Hofer Filmtage mit 70 neuen Filmen, die er in den letzten zwei Jahren gedreht hat. Von kleinen bis zu kleinsten filmischen Miniaturen, die er am Rande unseres Alltags entdeckt hat, spannt sich der Bogen seiner cineastischen Entdecker-freude. Das hat es bisher so im deutschen Film noch nicht gegeben!
So sind die 46. eigentlich Rosa von Praunheim-Filmtage. Und das ist gut so! Kaum ein anderer Filmemacher seiner Generation hat sich seine Phantasie, Kreativität und vor allem einen derat entwaffenden Optimismus bewahrt. Danke Rosa! Darüber hinaus bietet Hof aber auch in diesem Jahr wieder Entdeckungen und Ausblicke auf die nächste Kinosaison. Schwerpunkt deutscher Film, aber auch über den Tellerrand hinaus.
Eröffnet wurden die Filmtage auch nicht mit einem Praunheim-Film, sondern dem Debut der ukrainischen Filmstudentin Daria Onyshchenko „Eastalgia -Einfach Leben“. In einer Nacht machen Menschen in München, Belgrad und Kiew, deren Schicksale lose zusammen hängen, entscheidende Erfahrungen.
Zwar will das komplizierte Konstrukt, das sich die junge Regisseurin da zugemutet hat, nicht bis in die letzten Verästelungen hinein schlüssig funktionieren, lässt aber ihr großes Talent erkennen. Außerdem ihr Gespür, ein großes Ensemble zu führen. Neben Karl Markovics, sind es vor allem die serbischen und ukrainischen Schau-spieler, die „Eastalgia – Einfach Leben“ prägen. Mit Nina Nizheradze in der Hauptrolle als einsame Arbeitsemigrantin in Deutschland stellt sich hier eine grandiose Schauspielerin vor, von der man noch viel sehen möchte! Ein viel versprechender Hofer Auftakt!