Michel Hazanavicus gehört in Frankreich als Drehbuch-Autor und Regisseur zu den populärsten Filmemachern des Landes. Im vergangenen Jahr hat ihn seine originelle Stummfilm-Hommage „The Artist“ auch international bekannt gemacht. Als erster Franzose wurde Hazanavicius dafür mit einem Regie-Oscar ausgezeichnet (sein Film insgesamt mit 5 Academy Awards). Nach diesem Erfolg wurden jetzt die beiden vorausgegangenen Arbeiten des Regisseurs – „OSS 117 – Er selbst ist sich genug“ und „OSS 117 – Der Spion der sich liebte“ auf DVD neu aufgelegt. Obwohl die beiden Agentenfilm-Parodien in Frankreich 2006 und 2009 ein Millionenpublikum fanden, sind sie in Deutschland nicht ins Kino gekommen. Auch als DVD-Premieren sind sie sang-und klanglos unter gegangen…
Michel Hazavanicius hat im Zusammenhang mit „The Artist“ in einem Interview gesagt, er sei ein „Gauner“, der die Filmgeschichte schamlos ausbeute. Das hat er bei „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ und „OSS 117 – Er selbst ist sich genug“ auch gemacht: dabei dienten ihm die frühen James Bond-Filme, aber auch andere Beispiele aus dem Genre des Spionage-und Agentenfilms als „Spielmaterial“. Der Reiz von Hazavanicius-Filmen liegt – wie bei „The Artist“ – in der Fähigkeit des Regisseurs etwas Neues und sehr Witziges daraus zu machen. Diesen Monat sind bei Koch-Media beide „OSS“-Filme in einer 2-Disc-Edition veröffentlicht worden…
Ägypten 1955: Jack Jefferson, Top-Agent des französischen Geheim-dienstes OSS ist im Dienst ermordet worden. OSS-Agent 117 wird nach Kairo geschickt, um die Hintergründe des Attentats zu unter-suchen. 117 heißt mit bürgerlichen Namen Hubert Bonisseur de la Bath: er ist zwar körperlich Topfit und ein ausgezeichneter Schütze, aber ansonsten ein ziemlich unangenehmer Typ. Nicht besonders Helle – Ein sexistischer Rassist, der über Leichen geht.
„OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ erzählt in Rückblenden von der Männerfreundschaft zwischen Hubert und Jack; ihren gemeinsamen Kampf gegen die Feinde der „Grand Nation“. Aber dann trennten sich ihre Wege, weil Hubert Jack nicht bei dunklen Geschäften unterstützen wollte. Jetzt holt ihn die Vergangenheit ein.
Nachdem 117 in „OSS – Der Spion, der sich liebte“ am Ende im Nahen Osten Tabula Rasa gemacht hat, ist er in „OSS 117 – Er selbst ist sich genug“ in Südamerika unterwegs: Eigentlich ein Routine-Auftrag. Ein Alt-Nazi, der in Brasilien seinen Lebensabend verbringt, will sich von einer Namens-Liste französischer Kollaborateure während des Zweiten Weltkriegs trennen.
Was wie eine harmlose Transaktion aussieht, wird für Agent 117 zu einer lebensgefährlichen Hetzjagd fast um den ganzen Erdball. Ohne Rücksicht auf political correctness, lässt Michel Hazavanicius wieder kein Fettnäpfen aus, in das er nicht genussvoll treten würde. Er parodiert in seinen beiden „OSS 117“-Filmen Alles und Jedes. Satire total im Gewandt von Agenten-Thrillern. Hinreißend gespielt vom Dauerhauptdarsteller des Regisseurs Jean Dujardin. Im ersten Film verkörpert Hazanavicius-Gattin Bérénice Bejo die Gegenspielerin des Geheimagenten.
Die Dialoge der deutschen Fassung von „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ und „OSS 117 – Er selbst ist sich genug“ hat Oliver Kalkofe geschrieben. Er spricht auch die Hauptrolle. Keine schlechte Wahl! Außerdem gibt es natürlich das französische Original mit oder ohne Untertitel. Als Extra dazu einen Audiokommentar vom Regisseur und seinem Hauptdarsteller – allerdings nur in Französisch ohne Untertitel. Dafür entschädigen ein ausführliches Making Of, Ottakes und eine witzige Dokumentation über die Premiere von „Der Spion, der sich liebte“.Kurzum: eine verdienstvolle DVD-Veröffentlichung für alle, die respektlose und dabei äußerst charmante Satire schätzen…. Erschienen ist die 2-Disc-Edition der beiden „OSS 117“-Filme bei Koch Media zum Preis von 10 Euro für die DVD und 15 Euro für die Blu-Ray.