Das Lateinamerikanische Kino boomt! Angeführt von Argentinien und Brasilien sorgen Filmemacher auch aus kleineren südamerikanischen Ländern wie Peru oder Ecuador weltweit für Aufsehen. In Europa spielt dabei das kleine, aber feine Festival „Cine Latino“ und sein künstlerischer Leiter Paolo de Cavalho eine Schlüsselrolle, das heute zum 20. Mal in Tübingen eröffnet wird. Das Programm mit neuen Filmen aus Lateinamerika ist bis zum 24. April auch in Stuttgart und Freiburg zu sehen. Im Mittelpunkt des „20. CineLatino“ steht in diesem Jahr Argentinien. Als Ergänzung gibt es Neues vom Spanischen Film zu sehen – in der Reihe „CineEspagnol“. Sie ist in diesem Jahr zum zehnten Mal Bestandteil des Programms.
Argentinien 1979: die Militärjunta hat sich etabliert. Nachdem das Land im vergangenen Jahr die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hat, wird das brutale Regime klmmheimlichauch international anerkannt. Oppositionelle leben gefährlich; die Geheimpolizei ist allgegenwärtig. Weil sie es im Exil nicht mehr aushalten, kommt ein Ehepaar mit seinem12jährigen Sohn Juan trotzdem nach Buenos Aires zurück. Während die Eltern unter falschem Namen im Untergrund den Kampf gegen die Junta aufnehmen, organisiert Juan, der sich jetzt Ernesto nennt, seinen Alltag so normal wie möglich.
Mit „Infancia clandestina/Verborgene Kindheit“ des argentinischen Regisseurs Benjamin Avila wird das „20. CineLatino“ heute Abend in Tübingen eröffnet. Aus der Perspektive eines zunehmend verstörten Kindes liefert Regisseur Avila die Innenansicht einer Diktatur. „Verborgene Kindheit“ hat bereits in Cannes als Meisterwerk des neuen Lateinamerikanischen Films Furore gemacht. Ein würdiger Eröffnungsfilm zum 20. Geburtstag des Festivals. Paolo de Cavalho hat es in einer Phase gegründet, als Südamerika vor allem mit Meldungen über staatliche Gewalt, die Verletzung von Menschenrechten und nur selten mit Kultur Schlagzeilen machte. Inzwischen haben sich die politischen Verhältnisse verändert. Die Kulturbürokratie in den jeweiligen Ländern sind inzwischen stolz auf die internationale Reputation ihrer Filmemacher.
Paolo de Cavalho selbst machte als gefragter Experte des Lateinamerikanischen Films Karriere, der die großen europäischen Filmfestspiele Cannes, Locarno und Berlin bei der Auswahl von Produktionen aus Südamerika berät. Das kommt auch dem notorisch unterfinanzierten „CineLatino“ zu gute. Die Festivals lassen sich Cavalhos Kompetenz etwas Kosten und entlasten damit seine eigenen Filmfestspiele.
CineLatino ist auch nach 20 Jahren noch eine Herzensangelegenheit für Paolo de Cavalhos! Dank seines uneitlen Engagements hat sich das Festival hinter den Kulissen zu einer wichtigen Plattform für Koproduktionen Lateinamerikanischer Filmemacher mit europäischen bzw.- deutschen Partnern entwickelt. Trotz der künstlerischen Aufbrüche in den letzten Jahrzehnten, sind Produzenten aus südamerikanischen Ländern nach wie vor auf europäische Koproduzenten angewiesen.
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Deshalb leisten Cavalho und sein „CineLatino“-Festival einen wichtigen Beitrag zur Filmförderung in einer der spannendsten Regionen des gegenwärtigen Weltkinos!