Vor 30 Jahren hat eine Gruppe Stuttgarter Kunststudenten mit Ihrem Professor Albrecht Ade zu einem zu Internationalen Treffen von Trickfilmern eingeladen. Eine Randgruppe innerhalb der Kunstszene. Trickfilm wurde auch noch in den 1980er Jahren in Westdeutschland vor allem mit den Produktionen aus dem Hause Disney gleichgesetzt und als „Kinderkram“ abqualifiziert. Niemand ahnte damals, dass aus den informellen Stuttgarter „Trickfilm-Tagen“ die „Urzelle“ der Baden-Württembergischen Filmbranche werden sollte, einer Filmakademie mit Weltruf – Albrecht Ade wurde ihre Gründungdirektor – und dem weltgrößten Festival des Animationsfilms.
Heute Abend wird in acht Kinos in der Stuttgarter Innenstadt das „19. Internationale Trickfilmfestival“ eröffnet. Inzwischen steht fest: Die „Gründerväter“ um Albrecht Ade erkannten die Zeichen der Zeit, als das noch nicht Allgemeingut war: im Trickfilm schlummerte eine enorme künstlerische Potenz, die damals neu aufkommende digitale Bildbearbeitung erschloss dem Genre ganz neue Möglichkeiten.
Zur selben Zeit experimentierte zum Beispiel der Apple-Gründer Steve Jobs in den USA mit einem damals noch unbedeutenden Software-Entwickler „Pixar“ mit Computer generierten Filmen. Eine rasante Entwicklung im Animationsfilm nahm ihren Lauf und das Stuttgarter Trickfilmfestival hat dieser Entwicklung ein Forum geboten – das heißt den Kontakt zwischen den Machern und ihrem Publikum hergestellt. Das ist in dieser Breite bis heute einmalig…
Inzwischen kann man an den Filmschulen – nicht nur in Ludwigsburg – Animationsfilm studieren. Die meisten Arbeiten beim diesjährigen Trickfilmfestival kommen deshalb von Filmstudenten. Das heißt, Leben lässt sich auf Dauer vom Animationsfilm nicht.
Es gibt natürlich Ausnahmen: in der Regel werden die Absolventen der Studiengänge Animationsfilm ihr Können in den Dienst des Werbefilms stellen oder einen Job bei einem der Dienstleister im Bereich der digitalen Bildbearbeitung finden. Im Umkreis der Ludwigsburger Filmakademie sind von ehemaligen Studenten solche Unternehmen gegründet worden. Inzwischen Weltgeltung hat die Stuttgarter Firma „Pixomondo“, die für Ihre 3D-Effekte zu Martin Scorseses „Hugo Cabret“ mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Also dieser Tage in Stuttgart: jede Menge Filme aus aller Welt und Festivalflair in der Innenstadt. Neben der kurzen Form gibt es auch abendfüllende Animationsfilme zu sehen. Ihnen ist eine eigene Sektion gewidmet. Es werden diverse Preise vergeben. Kinder sind eingeladen, sich selbst einmal als Trickfilmer zu versuchen. Außerdem Partys und Events, wie es bei großen Filmfestivals üblich ist…
Parallel zum „Trickfilmfestival“ findet auch in diesem Jahr die „Conference on Animation, Effects, Games and Transmedia – FMX“ statt. Sie wird vom Animations-Institut der Filmakademie Baden-Württemberg zum 17. Mal organisiert und gilt in der Branche als besonderes Highlight.
Es handelt sich dabei gewissermaßen um ein „Gipfeltreffen“ der wichtigsten Institutionen, Firmen und Persönlichkeiten der interna-tionalen Trickfilm-Branche. Illustre Referenten stellen ihre jüngsten Filme zur Diskussion, es gibt täglich mehrere Foren und Workshops zu neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet des Animationsfilms. Welchen Ruf die „FMX“ hat, zeigt sich auch in diesem Jahr wieder an der Gästeliste.
Bereits zur Eröffnung kommt mit Daniel McCoy der Technische Direktor von Pixar und präsentiert „Brave“, die neueste Produktion des Hauses, die im Sommer auch in unsere Kinos kommt; mit Douglas Trumbull reist sogar eine Legende der Filmgeschichte an: Trumbull entwickelte die u. A. Spezialeffekte, die „2001 – Odyssee im Weltraum“ berühmt gemacht haben. Ebenso zu „Star Trek“ und „Blade Runner“. Der diesjährige Oscar-Preisträger Rob Legato stellt schließlich sein 3D-Konzept zu „Hugo Cabret“ vor. Also: fast die ganze Welt des gegenwärtigen Animationsfilms bis Sonntag in Stuttgart beim 19. Internationalen Trickfilmfestival….