Mit einem Festakt und einer Glamour-Party wurde der 100. Geburtstag des Studios Babelsberg in der Nähe Berlins gefeiert. Die zur Zeit stattfindenden Filmfestspiele ehren das Studio mit einem „Ehren-Bären“. Zu Recht, in Babelsberg wurde Filmgeschichte geschrieben – von der Stummfilmzeit bis heute. Von Anfang an war Babelsberg das europäische Pendant zu Hollywood. Wurden in der Vergangenheit gerne Talente von amerikanischen Produzenten abgeworben, gehen sie seit der Wende den entgegen gesetzten Weg, um den hohen künstlerischen und technischen Standart in Babelsberg für ihre Produktionen zu nutzen. Studio Babelsberg ist das internationale Aushängeschild der deutschen Filmbranche!
Ab 1910 boomte die junge Kunst der Kinematographie auch in Deutschland. Aus der Jahrmarktsattraktion war eine seriöse Ange-legenheit geworden. Lichtspielhäuser wurden gebaut, die sich in Ausstattung und Komfort an den Theatern orientierten. Mit der Dänin Asta Nielsen stellte sich ein neuer Typ des Schauspielers vor, der den Filmen ein unverwechselbares Image gab – der Filmstar. Mit dunklen Lidschatten, tragischem Blick und einer ausdrucksstarken Körpersprache orientierten sich Asta Nielsens Charaktere an den Frauenfiguren Ibsens und Strindbergs.
In Berlin war die „Deutsche Bioskop Gesellschaft“ zum Marktführer unter den europäischen Filmproduzenten aufgestiegen. Sie bot Asta Nielsen und ihrem ständigen Regisseur Urban Gad einen großzügigen Vertrag an, um sie in die deutsche Hauptstadt zu locken – mit Erfolg.
Um den Star weiter zu pflegen, bedurfte es entsprechender Produktionsbedingungen auf dem aktuellen Stand der damaligen Aufnahme-Technik. In dieser Beziehung verfügte die Bioskop mit dem Filmtechniker und Kameramann Guido Seeber über einen Pionier: unter seiner Anleitung ließ die Firma im Winter 1911/12 in der Nähe der Kleinstadt Babelsberg bei Berlin einen für die Zeit revolutionären Studiokomplex bauen, zu dem große Tischler- und Malerwerkstätten gehörten. Im Mittelpunkt stand ein riesiges Glashaus, in dem optimale Lichtverhältnisse herrschten. Gedreht wurde damals ausschließlich mit Tageslicht. Künstliche Beleuchtung kam es später. Am 12. Februar 1912 wurde das Studio mit dem Beginn der Dreharbeiten der Strindberg-Verfilmung „Der Totentanz“ in Betrieb genommen. Hauptrolle Asta Nielen, Regie Urban Gad.
Nach dem Ersten Weltkrieg war aus dem Studiokomplex ein eigener Stadtteil geworden: Neubabelsberg. Ähnlich wie Hollywood bei Los Angeles. Der amerikanischen Filmindustrie hatte die Ufa, der Studio Babelsberg seit Anfang der 1920er Jahre gehörte, mit stilbildenden Großproduktionen wie „Anna Boleyn“ von Ernst Lubitsch oder Fritz Langs „Metropolis“ international Konkurrenz gemacht. Um nicht in die Abhängigkeit der Amerikaner zu geraten, war in Babelsberg ab 1929 ein eigenes Tonfilm-Aufnahme-System -„Klangfilm“- entwickelt worden. Elegante und schick zweideutige Musikfilme gehörten zu den erfolgreichsten Babelsberg-Produktionen um 1930. Sie heißen „Der blonde Traum“ oder „Die drei von der Tankstelle“. Der von Heinz Rühmann, Willy Fritsch und Oskar Karlweis gesungene Schlager „Freund ein guter Freund“ war ein Hit.
Drei Jahre später war es vorbei mit dem guten Freund: die Nazis waren jetzt auch Herren über Babelsberg. Die jüdischen Mitarbeiter wurden vertrieben – viele später ermordet. Nach dem Ende der NS-Herrschaft zog die Ostdeutsche Defa in Babelsberg ein. Wolfang Staudte drehte Ende 1945 in dem vom Krieg ramponierten Studiokomplex den ersten deutschen Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“.
TEin intakter Studiobetrieb mit exzellent ausgebildeten Mitarbeitern fiel 1989 dem jetzt gesamtdeutschen Filmbiz in den Schoß. In wenigen Jahren wurde das privatisierte Babelsberg die Nummer Eins unter den deutschen Filmproduktionsbetrieben, die über die Grenzen bis nach Übersee wirkt: von Quentin Tarantinos „Inglorius Basterd“ bis zu „Anonymus“ von Roland Emmerich wurden hier internationale Großproduktionen realisiert. Tendenz steigend – die Studiokapazität in Babelsberg ist über Jahre ausgebucht. Eine deutsche Erfolgsgeschichte!