Mr. Fox ist gebildeter Fuchs mit guter Kinderstube und liebevoller Familienvater. Leider treibt ihn eine heimliche Leidenschaft in die Hühnerställe der Nachbarschaft. Da erwacht das Tier in ihm und das hat dramatische Folgen: Davon, wie es seinen Kindern überlassen bleibt, die komplizierte Lage zu retten, handelt „Der fantastische Mr. Fox“, dem vorletzten Film von Wes Anderson. Ebenso wie in „Rushmore“, „Die Royal Tenenbaums“ und „The Darjeeling Limited“ erzählt der unkonventionelle amerikanische Regisseur in seinen Filmen vor allem schräge Familiengeschichten. Heute eröffnete sein jüngster Film „Moonrise Kingdom“ die 65. Filmfestspiele von Cannes. Ab nächster Woche ist er dann auch in den deutschen Kinos zu sehen… Weil Anderson alle Erwachsenen-Rollen mit Prominenz für den Roten Teppich besetzte, machte sich sein Werk allein deshalb zum idealen Eröffnungsfilm…
Aufregung im Pfadfinderlager von Scout Master Ward (Edward Norton), der großen Wert auf Pünktlichkeit, Sauberkeit und den korrekten Sitz der Uniformen legt. Sam (Jared Gilman) ist weg. In der Pfadfindergemeinschaft war der Junge nicht besonders beliebt. Irgendwie verbissen, strebte er immer zu Höherem und Anderem. Nicht nur Sam fehlt, sondern ein Kanu, ein Luftgewehr und jede Menge Ausrüstung…
Wir schreiben übrigens das Jahr 1965 und befinden uns im Spätsommer auf einer kleinen Insel vor der Küste Neuenglands. Auf der entgegen gesetzten Seite des Pfadfinderlagers „Ivanhoe“ leben die Bishops in einem umgebauten Leuchtturm. Eine kinderreiche Familie. Da fällt es erst nach geraumer Zeit auf, dass auch Tochter Suzy (Kara Hayward) das Weite gesucht hat.
Für den örtlichen Sheriff, Captain Sharp (Bruce Willis), ist das eine beträchtliche Herausforderung. Es werden Dinge berührt, die besser unberührt geblieben wären: Mr. Bishop (Bill Murray) reagiert auf Sharp ohnehin allergisch, weil er Grund zur Annahme hat, dass Mrs. Bishop (Frances McDormand) mit dem stattlichen Ordnungshüter ein Techtelmechtel verbindet. Immerhin kommt Mrs. Bishop dahinter, dass ihre verschwundene Tochter Suzy mit dem verschwundenen Pfadfinder Sam eine zarte Jugendliebe verbindet.
Suzy und Sam sind gemeinsam abgehauen, um ihre gegenseitigen Gefühle zu pflegen. Das haben die beiden Kinder exakt geplant – an einem idyllischen Strandabschnitt, den sie ihr „Moonrise Kingdom“ nennen, nehmen sie Abschied von Eltern. Doch die lassen sich, penetrant wie sie nun einmal sind, nicht so einfach abschütteln.
Knallbunt im Äußeren und rabenschwarz im Inhaltlichen hat Wes Anderson einmal mehr mit lächerlichen Konventionen, albernen Ritualen und der falschen Hoffnung vom ewig währenden Familienfrieden abgerechnet.
Dazu gehört die Liebe zum boshaften Detail ebenso dazu, wie Wortwitz in jedem Moment und einer der schönsten Soundtracks (Musik: Alexandere Desplat) seit langem. Eine exquisite Besetzung bis in kleinste Nebenrollen – von Bruce Willis, über Frances McDormand zu Tilda Swinton – machen „Moonrise Kingdom“ zu einem Hochgenuss und zu einem gelungenen Auftakt des „65. Festival de Cannes“!