Gestern Abend großer Bahnhof im Berliner Friedrichstadtpalast: jeder der im deutschenFilm Rang und Namen war zur Verleihung der Deutschen Filmpreise 2012 gekommen – der mit insgesamt knapp drei Millionen Euro dotiert und auf diverse Kategorien verteilt ist. Vom Szenenbild, über die Musik bis zu den Schauspielern und der Regie. In der „Königsdisziplin“ werden die drei „Besten Spielfilme“ ausgezeichnet. Stimmberechtigt sind die Mitglieder der „Deutschen Filmakademie“, die ihr Vorbild in der amerikanischen „Academy of motion picture arts and science“ hat, die die jährlichen „Oscars“ kürt.
Das alljährliche Familienfest des deutschen Films hatte wieder einen Hauch von Oscar und die Veranstaltung im Berliner Friedrichstadtpalast ist wieder ein Stückchen professioneller inszeniert worden. Preisend mit viel schönen Reden gingen die Preise auf die Nominierten wie ein milder Regen hernieder. So wie es auch bei Oscars der Brauch ist.
Jeder bekam also ein Stück vom großen Kuchen ab. Selbst Roland Emmerichs intellektuelle Bruchlandung mit „Anonymus“ – in Englisch in Babelsberg gedreht – wurde mit Lolas bedacht. Freilich nur für die handwerklichen Gewerke wie „Schnitt“, Kostüm-und Maskenbild sowie den besten Ton. In dieser Beziehung ist an dem verqueren Bilderbogen über Shakespeare den Scharlatan nichts auszusetzen.
Zwischendurch gab es Berührendes aus dem Munde von Michael Ballhaus. Der Weltklasse-Kameramann wurde mit dem „Ehrenpreis für hervorragende Verdienste um den deutschen Film“ geehrt.
Spannend wurde es bei der Kategorie „Bester programmfüllender Spielfilm“. Hier waren mit „Barbara“ von Christian Petzold und Andreas Dresens „Halt auf freier Strecke“ zwei großartige Meisterwerke nominiert worden.
Die Ärztin Barbara hat wegen eines Ausreise-Antrags in der DDR der 80er Jahre Probleme mit der Stasi bekommen. Die verhaltene und dabei komplexe Innenansicht des ostdeutschen Alltags wurde bereits bei den letzten Berliner Filmfestspielen mit „Silber“ ausgezeichnet. Dem schlossen sich die Juroren der Deutschen Filmakademie mit einer „Silbernen Lola“ an.
Obwohl Petzold mit „Barbara“ ein makelloser Film gelungen ist, Andres Dresens tief berührende Chronik einer Krebs-Erkrankung von der Diagnose bis zum Tod hat dann doch einen Mehrwert an filmgeschichtlicher Bedeutung. Ein solches Werk verdient in seiner Einzigartigkeit höchste Würden: die Lola in Gold für die beste Regie und noch einmal Gold als bester Film. Glückwunsch dem Produzenten Peter Rommel, der sich seit Jahren des Ausnahme-Regisseurs Andreas Dresen annimmt!
Die grandiose Leistung von Milan Peschel musste zwangsläufig als „Beste darstellerische Leistung“ für eine männliche Hauptrolle gewürdig werden. Ebenso Otto Mellies für seine kleine, aber markante Rolle des hilflosen Vaters, der seinen Sohn sterben sieht: Bester Nebendarsteller. Das Pendant für die „Beste weibliche Hauptrolle“ hätte natürlich auch Peschels Filmpartnerin Steffi Kühnert verdient.
Mit der „Lola“ für diese Kategorie wurde Newcomerin Alina Levshin ausgezeichnet: sie spielt in „Kriegerin“ mit Vehemenz eine junge Frau, die in der Neonaziszene unterzugehen droht. In einem beunruhigenden Film, mit dem sich der Filmstudent David Wnendt als große Regie-Hoffnung ausgewiesen und sich eine „Lola“ in Bronze verdient hat.
Sicher gab es wieder den anderen Film des letzten Jahrgangs, dem man ebenfalls eine Würdigung durch die Akademie gewünscht hätte. Ebenso einmal mehr für Nina Hoss als Barbara. Aber summa summarum ist am „Deutschen Filmpreis 2012“ nichts auszusetzen. Wir können stolz darauf sein, das es in unserem Land so viele tolle Talente gibt!