USA 2012
Regie: Joss Whedon
Mit Robert Downey Jr., Chris Evans, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson, Stellan Skarsgard, Samuel L. Jackson
Kinostart: 26. April 2012
„Spider-Man“, „Captain America“, „Iron- und X-Men“ oder „Hulk“ haben die amerikanische Marvel-Publishing, Inc. zum größten Comic Verlag der Welt gemacht. Bereits kurz nach seiner Gründung 1939 hat Marvel die Verfilmung seiner Comic-Hits selbst produziert. Zu Blockbustern an den Kinokassen entwickelten sie sich allerdings erst in den letzten zehn Jahren. Dafür wurde mit „Marvel Entertainment“ eine eigene Abteilung gegründet. Für vier Milliarden Dollar wurde sie 2009 an Disney verkauft. Die spektakulären Produktionen werden von den Fans auf unzähligen Internetforen begleitet. Natürlich auch „Marvel. The Avengers“, der jetzt in den Kinos zu sehen ist und bei dem Regisseur Joss Whedon das stattliche Budget in Höhe von 250 Millionen Dollar zur Verfügung standen.
In Stuttgart, in der Königstraße nistet das ultimative Böse: Hier residiert Loki (Tom Hiddleston), einer von der ganz schlimmen Sorte. Als kleiner Bruder des germanischen Donnergottes Thor (Chris Hemsworth) hat er weniger Muskeln und deshalb Minderwertigkeitskomplexe. Wie immer in solchen Fällen, versucht auch Loki das Manko mit Köpfchen zu kompensieren. Damit und mit Hilfe eines magischen Zauberwürfels könnte er im Handumdrehen die Welt aus den Angeln heben. Aber jetzt lässt er nicht nur den verhassten Bruder, sondern auch die anderen Erdenbewohner erst einmal zappeln. Sich selbst von den Stuttgartern wie einen Messias feiern.
Die Baden-Württembergische Landeshauptstadt zwischen Wein und Reben hat sich in „The Avengers“ schwer verändert. „Stuttgart 21“ ist inzwischen bis in die Innenstadt ausgeweitet worden und erinnert an Metropolis.
Nachdem von den Stuttgartern kein Aufstand gegen den Despoten zu erwarten ist, besteht für die internationale Friedensorganisation „S. H. I. E. L. D“ Handlungsbedarf. Ihr Chef Nick Fury (Samuel L. Jackson) ruft den globalen Notstand aus.
Und da auf den groben Klotz ein grober Keil muss, ist nicht Kreti und Pleti gefragt, sondern sämtliche Supermännervon „Iron Man“ über „Captain America“ bis „Hulk“ – als Quotensuperfrau wird „Black Widow“ (Scarlett Johansson) dazu gebeten.
Die Welt zu retten, ist dabei das geringste Problem. Viel schwerer tun sich die Team-Mitglieder, allesamt Einzelgänger, mit dem Zusammenprall ihrer Neurosen: Tony Stark (Robert Downey Jr.) zum Beispiel trägt ein kleines Atomkraftwerk in sich, das ihn im Bedarfsfall zu „Iron Man“ mutieren lässt; auf Dauer ziemlich lästig! Noch bedauernswerter hat Bruce Banner (Mark Ruffalo) getroffen: Der Wissenschaftler hat sich einer Überdosis Gammastrahlen ausgesetzt.
Wenn er sich jetzt aufregt, läuft er grün an, bekommt riesige Muskeln und macht aus seiner Umgebung blindwütig Kleinholz; mit einem Faustschlag hätte „The Hulk“ beispielsweise den Nord-und den Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs in den Untergrund versenkt! Als Wutbürger mit dem Motto „Stuttgart muss oben bleiben“ aber emotionale Probleme bekommen. So geht es ihm jetzt als „The Avengers“ auch nicht immer gut. Zumal die anderen unfreundlich zu ihm sind. Er revanchiert sich, in dem sich über das alberne Kostüm von Capitain America (Steve Rogers) lustig macht.
Von einem Film, der eine viertel Milliarde gekostet hat, darf der Kinobesucher etwas Besonderes erwarten: auch Selbstironie; „Marvel. The Avengers“ ist gigantisch albern und so schräg, wie die Marvel-Comics im Original. Wobei der Regionalbezug „Stuttgart“ wohl nur zufällig ins Drehbuch von Autor und Regisseur Joss Whedon gerutscht ist – auf der Suche nach einem weiteren Gag. Von „Stuttgart 21“ hat er vermutlich keine blassen Schimmer…
Im Gegensatz zu früheren Trash-Paarungen von der Sorte „Dracula gegen Frankenstein“, ist das Familientreffen der Marvel-Creationen außergewöhnlich witzig gelungen: nur bei den 3D-Effekten hapert es. Man kann darauf gut verzichten und sich bei einer 2D-Vorführung ohne lästige Brille entspannt zurücklehnen und Gummibärchen, in Kombination mit Sauren Apfelringen frohen Herzens genießen…