Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Menschen werden in amerikanischen Filmen nur zögerlich beschrieben und finden in den Kinos kaum ein Publikum. In Deutschland ist das nicht anders. Deshalb erscheinen sie meistens kurzfristig auf DVD und Blu-ray. Hier eine Reihe bemerkenswerter Film vor, die sie mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit in den USA beschäftigen – und durchaus auf hiesige Verhältnisse übertragbar sind.Bobby Walker (Ben Affleck) gehört zur Riege der jungen agilen Managern eines großen Import-Export-Unternehmens. Eines Tages wird seine Dynamik abrupt abgebremst. In der momentanen Wirtschaftskrise gehen die Geschäfte der Firma schlecht. Personal wird abgebaut. Es trifft auch Bobby…
Nüchtern beschreibt John Wells in seinem 2010 gedrehten Film „Company Men“ wie der erfolgsverwöhnte Manager nach der Kündigung gezwungener Maßen sein Leben ändern muss – das heißt Abschied nehmen vom Porsche und der schicken Villa. Das Leben geht weiter – eine Familie mit zwei Kindern soll über die Runden kommen.
Zu den eindrucksvollsten Momenten von „Company Men“ gehört, wie Bobby schließlich in der kleinen Baufirma seines Schwagers einen neuen Anfang findet. Gerade in diesem Teil des Films zeigt sich die genaue Beobachtungsgabe des Regisseurs John Wells, der durch seine hochgelobten, gesellschaftskritischen TV-Serien „ER“ und „Im Zentrum der Macht“ bekannt geworden ist.
Bei seinem Spielfilmdebut „Company Men“ stand ihm mit Ben Affleck, Tommy Lee Jones, Chris Cooper und Kevin Costner erstklassige Schauspieler zur Verfügung. Die DVD/Blu-ray ist bei Senator erschienen: mit interessanten Extras. Dazu gehört ein Audiokommentar des Regisseurs, ein „Making of“ und ein „Alternatives Ende“, das den Film in einem komplett anderen Licht erscheinen lässt.
Ebenfalls aus dem Jahr 2010 stammt „Blue Vanentine“, der erst im letzten Sommer kurz in den deutschen Filmtheatern zu sehen war – trotz bester Kritiken. Ohne Sentimentalitäten und fern aller Klischees handelt auch „Blue Valentine“ von einem jungen Paar – Dean und Cindy, die mit dem Mut der Verzweiflung versuchen, ihre Ehe zu retten, obwohl sie ganz und gar nicht zusammen passen: er ein versponnener Einzelgänger, der als Aushilfe jobbt, sie Ärztin in einem Kinikum.
Mit einem liebevollen Blick auf seine Protagonisten und ihre zer-brechliche Beziehung hat Derek Gianfrance „Blue Valentine“ zu einem tief berührenden Film gemacht – mit einem großartigen Finale.
Auch „Blue Valentine“ glänzt mit exzellenten Schauspielern neben Michelle Williams, die für ihre Rolle der Cindy im letzten Jahren für einen Oscar nominiert war, ist das vor allem Ryan Gosling. Augenblicklich einer der Shootingstars des amerikanischen Film. Im Kino ist er im Moment in „Ides of March“ als aalglatter Pressesprecher eines Präsidentschaftskandidaten zu sehen und ab übernächster Woche in „Drive“ als wortkarger Aushilfs-Gangster.
In „Blue Valentine“ spielt Ryan Gosling einen Mann der weint, in einem sehenswerten Film, den es von Senator sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray gibt. Der Bonusteil ist bei beiden Ausgaben identisch und enthält den obligaten Audiokommentar des Regisseurs; ein Making Of und Szenen, die im fertigen Film nicht enthalten sind. Dabei sollte der Originalfassung mit oder ohne Untertitel der Vorzug vor der ziemlich flachen deutsch synchronisierten Version der Vorzug gegeben werden!
Das trifft auch auf „Willkommen bei den Rileys“ zu. Gedreht hat ihn Jake Scott, der talentierte Sohn des Hollywood-Regisseurs Ridley Scott, der damit 2010 debutierte. In der Hauptrolle James Gandolfini, einer der markantesten amerikanischen Schauspieler, den man vor allem aus der Mafia-Serie „Sopranos“ kennt: hier spielt er den in die Jahre gekommenen Geschäftsmann Doug Riley. Auch seine Ehe ist nicht mehr das, was sie einmal war.
Auf einer Dienstreise macht er die zufällige Begegnung mit einer minderjährigen Prostituierten.Das Mädchen Mallory erinnert Doug an seine verstorbene Tochter.
Wie hier einer versucht, einem verstörten Mädchen Halt zu geben, in dem er sie mehr oder weniger adoptiert, gehört zu den schönsten Filmmomenten der letzten Zeit. „Willkommen bei den Rileys“: ein Meisterwerk. Auf DVD von Arsenalfilm zu haben. Allerdings ohne nennenswerte Extras, was bei der Qualität dieses Films allerdings zu verschmerzen ist.
Schließlich noch eine amerikanische Independent-Produktion aus dem Jahr 2010, die in diesem Frühjahr auf deutschen Kino-Leinwänden nur ein kurzes Gastspiel gab und die jetzt auf Blue-ray zu haben ist: „The Fighter“ von David O. Russel.
Selbst wer Boxerfilms gemeinhin nicht sonderlich schätzt, wird von „The Fighter“ angenehm überrascht sein. Außerdem wurde Regisseur Russel dafür 2010 mit dem „Goldenen Löwen“ der Filmfestspiele von Venedig ausgezeichnet.
Micky Ward (Mark Wahlberg) ist am Ende seines beruflichen und gesellschaftlichen Lateins. Seine einzige noch verbleibende Chance erhofft er sich von einer Karriere als Profiboxer. Dabei soll ihm sein Halbbruder Dicky (Christian Bale) helfen, der seine Box-Karriere fast hinter sich hat.
Es geht in diesem Film nicht um spektakuläre Kampfszenen, sondern die menschliche Seite hinter dem brutalen Geschäft. Beängstigend authentisch verkörpern Mark Wahlberg und Christian Bale zwei Männer, die an Körper und Seele Raubbau treiben, um nicht ganz von der sozialen Leiter zu fallen. Bale wurde dafür mit einem Oscar ausgezeichnet.
Vier großartige Filme mit vorzüglichen Darstellern empfehlen sich neu auf DVD und Blu-ray: „Company men“, „Blue Valentine“, „Willkommen bei den Rileys“ und „The Fighter“. Die Preise liegen zwischen zwölf und 17 Euro.