Originaltitel: Snabba cash
Schweden 2009
Regie: Daniél Espinosa
Mit Joel Kinnaman, Matias Padin Varela, Dragomir Mrsic
Kinostart: 15. September 2011
Jens Lapidus ist nicht nur in seinem Heimatland Schweden einer der erfolgreichsten Schriftsteller, sondern gehört weltweit zu den besten Krimi-Autoren der Gegenwart. Sein 2006 zum ersten Mal erschienenes Debut „Spür die Angst“ ist im vergangenen Jahr als schwedisch-deutsche Koproduktion verfilmt worden und kommt jetzt in unsere Kinos.
Obwohl er selbst aus einfachen Verhältnissen stammt, macht der Wirtschaftsstudent Jo (Joel Kinnaman) im Kreise seiner reichen Kommilitonen eine gute Figur. Sie wissen nicht, dass er das Geld für sein durchgestyltes Outfit als Taxifahrer und gelegentliche Kurierdienste für die Stockholmer Halbwelt-Größe Abdulkarim (Mahmut Suvakci) verdient.
Jo findet zunehmend Gefallen an seinem Doppelleben zwischen kriminellem Milieu und High Society. Zumal er neuerdings der schönen Sophie (Lisa Henni) näher gekommen ist. Als Abdulkarim Jo bittet, den Latino Jorge (Matias Padin Varela) zu chauffieren, sieht das zunächst nach einem Routineauftrag aus.
Jo wird dann aber Zeuge, wie Mitglieder der serbischen Drogenmafia, Jorge fast tot schlagen. Es handelt sich wohl nicht um einen gewöhnlichen Fahrgast. Er bringt den Schwerverletzten erst einmal in seinem Zimmer im Studentenwohnheim unter. Abdulkarim weiß diese Dienstleistung zu schätzten. Der Südamerikaner spielt nämlich eine Schlüsselrolle bei einem unmittelbar bevorstehenden internationalen Drogendeal. Dabei geht es um viel Geld und das Fachwissen eines fixen Wirtschaftssachverständigen ist gefragt. Geschmeichelt nimmt Jo die (auch finanziell interessante) Offerte an.
Jo rutscht so ganz beiläufig ins brutal umkämpfte Drogenkartel. Neben der arabischen Familie Abdulkarims mischt hier vor allem die serbische Drogenmafia mit. Ihr Mann fürs Grobe ist Mrado (Dragomir Mrsic). Der kannte bisher wenig Skrupel in diesem Geschäft. Das ändert sich, als ihm das Sorgerecht für seine 5jährige Tochter übertragen wird. Jetzt muss er nicht nur seine eigene Haut retten, sondern trägt Verantwortung für ein Kind.
Der Stockholmer Strafverteidiger Jens Lapidus hat in seinem Bestseller „Spür die Angst“ beschrieben, wie eine Handvoll Männer in einer Mischung aus Skrupellosigkeit, Fatalismus und Naivität in den Strudel des Drogenhandels geraten und dabei umkommen.
Der vielseitige Schwedische Regisseur Daniel Espinosa („Der Boxer“, „Alles außer Liebe“) fand dafür unter dem Titel „Easy Money“ den angemessenen filmischen „Tonfall“. Unsentimental und aus einer bisweilen unterkühlten Distanz heraus folgt er den sich gelegentlich kreuzenden Wegen von Jo, Jorge und Mrado in den Untergang. Er schreibt dazu:
„Mich hat die Vorstellung von einer Ganovenehre schon immer fasziniert. Menschen zu portraitieren, die aus unserer Sicht einen Mangel an Moral aufweisen, die aus ihrer Sicht aber das Beste tun, was ihnen möglich ist. Es war faszinierend für mich, diese Charaktere dann in einer Geschichte gegeneinander zu positionieren, ohne dabei irgendeinen zum Helden zu machen.“
Daniél Espinosa ist mit seiner Lapidus-Verfilmung „Easy Money“ einer der besten Gangsterfilme der letzten Zeit gelungen. Bei seiner akkuraten Zeichnung der Charaktere und einem sorgfältigen Spannungsaufbau, kommt der Regisseur ganz ohne blutige Details und Splatter-Effekte aus, die das Genre in letzter Zeit in Verruf gebracht haben.
Sein Film hält einem Vergleich mit Klassikern der „Schwarzen Serie“ der 1940er Jahre mit seinen verlorenen Helden stand, in dem ebenfalls die psychologische Raffinesse im Wesentlichen die innere Spannung Ausschlag gebend ist.