Deutschland 2011
Regie: Corinna Belz
Mit Gerhard Richter
Kinostart: 8. September 2011
„Le mystére Picasso“ von Henry George Clouzot von 1955 gilt nach wie vor stilbildend für die Darstellung von Malerei im Film. Ein Vorbild für die meisten Regisseure in diesem Genre, das als besonders schwierig gilt. Es gilt dabei den Grad zwischen Nähe und Distanz zum Künstler während seiner Arbeit auszuloten. Auf bemerkenswerter Weise ist das der Kölner Dokumentaristin Corinna Belz bei ihrem Film „Gerhard Richter Painting“ gelungen. Gerhard Richter ist einer der berühmtesten deutschen Maler der Gegenwart. Seine Werke werden international hoch gehandelt. Auf öffentliche Auftritte legt er keinen Wert, Interviews lehnt Richter in der Regel ab. Der Film gibt einen seltenen Einblick in Richters Atelier, seine Kunst, sein Denken.
Gerhard Richter bei der Arbeit in seinem Atelier. Mit einem sogenannten Rakel aus Plexiglas trägt er einzelne Farbschichten auf die Leinwände für einen großformatigen Bilderzyklus auf. Dabei entstehen komplexe Wischeffekte. Momente der Veränderung, über die der Künstler selbst erstaunt und erst einmal nicht begeistert ist. Er tauscht sich darüber mit seinem Assistenten Norbert Arns aus:
Gerhard Richter: „Ich hätte richtig Lust jetzt zu überstreichen.
Norbert Arns: „Zurück“?
Gerhard Richter: „Weiß“!
Norbert Arns: „Ja, ich bin mal gespannt. was jetzt die nächsten zwei Wochen mit dem Bild passiert…ob sie dann so bleiben oder ob sie übermalt werden…“
Corinna Belz: „Werden die nochmal übermalt“?
Gerhard Richter: „Na ja, an die Wand muss es ja, egal ob es übermalt wird…“
Besonders gesprächig ist Gerhard Richter nicht. Nur wenige Vertraute duldet er bei der Arbeit in seiner Nähe. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Corinna Belz durfte Richter 2007 aus der Distanz bei seiner Arbeit an den Kölner Domfenstern mit der Kamera für eine kurze Reportage beobachten. Ihre Art seine Kunst filmisch zu betrachten, gefiel ihm. Das Eis war gebrochen: Die Filmemacherin bekam eine der raren Genehmigungen, in Richters Atelier zu drehen.
Das ging die meiste Zeit während der Aufnahmen für Corinna Belz langen Dokumentarfilm „Gerhard Richter Painting“ gut. Doch dann gab es Momente, in denen Richter ziemlich unwirsch auf Corinna Belz und ihr Aufnahmeteam reagierte; sie für ein künstlerisches Tief verantwortlich macht und wütend das Atelier verlies. Genau dieser Blick hinter die Kulissen gehört zu den Höhepunkten ihres Films.
Corinna Belz mutete Richter als sensiblem Künstler auch Einziges zu. Im Gegensatz zu den meisten Filmen über Malerei – z.B. Clouzots „Picasso“, zeigt Belz den Entstehungsprozess eines Bildes nicht von vorn durch eine Glasscheibe, sondern schaut dem Künstler gewisser maßen mit der Kamera über die Schulter.
Dabei entstanden spannende Einblicke in den Entstehungsprozess von Gerhard Richters Bildern. Ganz nebenbei dann auch in seine Persönlichkeit. Corinna Belz lässt Raum und Zeit für diese Wechselwirkung. Das gibt „Gerhard Richter Painting“ eine besondere Qualität. Ein perfekter Film über einen der Perfektionisten in der gegenwärtigen Kunstszene!