Deutschland/Schweiz 2011
Regie: Güzin Kar
Mit Meret Becker, Elisa Schlott, Barnaby Metschurat, Hans-Peter Müller-Drossaart
Kinostart: 25. August 2011
Der Oberrhein ist bisher als Kulisse für den Film bisher kaum entdeckt worden. Das soll sich jetzt ändern: Heute hat in Stuttgart die deutsch-schweizer Koproduktion „Fliegende Fische müssen ins Meer“ Premiere. Er wurde in der Nähe von Breisach von Güzin Kar gedreht. In ihrem Kinodebut beschäftigt sich die in der Türkei geborene Regisseurin, die ihr Handwerk an der Filmakademie Baden-Württemberg gelernt hat, mit einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung. In den Hauptrollen Meret Becker und die Entdeckung Elisa Schlott, Barnaby Metschurat und Hans-Peter Müller-Drossaart.
Obwohl erst 15 arbeitet Nana (Elisa Schlott) als Schleusenwärterin in einem kleinen Ort am Oberrhein. Auch sonst ist sie ziemlich selbständig für ihr Alter. Allerdings hat Nana keine andere Wahl: Sie hat zwei jüngere Geschwister zu versorgen, weil ihre allein erziehende Mutter Roberta (Meret Becker) dazu nicht in der Lage ist.
Roberta arbeitet als Hostess auf einem Ausflugsdampfer, in der Hoffnung bei dieser Gelegenheit, den Mann fürs Leben zu finden. Bisher waren ihre Bemühungen allerdingsvergeblich und ihre Bekanntschaften nur an schnellem Sex interessiert. Roberta weiß, dass ihre Kinder darunter leiden. Andererseits mag sie sich nicht in die Raster einer kleinbürgerlichen Gesellschaft fügen. Das Jugendamt betrachtet das Ganze seit langem mit Argusaugen.
Nana und ihre Geschwister Tatjana (Alia Duncan) und Toto (Joseph Sunkler) haben berechtigte Zweifel an der Entwicklungsfähigkeit ihrer flatterhaften Mutter und beschließen deshalb, die Familienplanung selbst in die Hand zu nehmen: Ein anständiger Mann muss her!
Unter dem sommerlichen Himmel des Oberrheintals, wo es ganz besonders Idyllisch ist, hat Güzin Kar ihr Kinodebut „Fliegende Fische müssen ins Meer“ verortet. Der Plot ist nicht neu: halbwüchsige Kinder suchen für den überforderten Papa bzw. Mama einen Partner – davon zehrt die Filmgeschichte seit über 100 Jahren. Güzin Kar ist mit leichter Hand inszenierten Familien-Geschichten fürs Schweizer Fernsehen bekannt geworden. Außerdem schreibt sie für diverse Zeitschriften wie „Weltwoche“ und den „Tages-Anzeiger“ Kolumnen über Menschliches und Allzumenschliches. Im deutschen Kino gab die vielseitige Filmemacherin mit ihrer höchst erfolgreichen Cornelia Funke-Adaption „Die wilden Hühner“ ihren Einstand.
Der Titel „Fliegende Fische müssen ins Meer“ meint Nanas Aufbruch zur Selbstständigkeit und die Befreiung von der peinlichen Mutter. Das hat Güzin Kar ziemlich bunt und mit viel Liebe zum Pitoresquen illustriert. Dabei darf Meret Becker als Mama Roberta hemmungslos schrill sein. Der Schweizer Film-und Theaterstar Hans-Peter Müller-Drossaart sorgt als verliebter Gärtner für das entsprechend bedächtige Gegengewicht. Etwas verloren gibt dazwischen Barnaby Metschurat Nanas Teeny-Schwarm. Alles in Allem bietet „Fliegende Fische müssen ins Meer“ hübsche Unterhaltung mit einer Reihe netter Momente. Gerade recht für heiße Sommertage im kühlen Kino!