Heute feiert Kurt Maetzig seinen 100. Geburtstag und ist damit der älteste lebende deutsche Filmemacher. Er stammt aus großbürgerlicher Berliner Familie. Sein Vater war Inhaber eines Filmkopierwerks. Dadurch hatte sein Sohn bereits früh Kontakt zur Filmbranche. Unter dem Eindruck des NS-Regimes sympathisierte Kurt Maetzig mit oppositionellen Kreisen, was ihn schließlich in den Untergrund zwang. Nach 1945 wurde er zum Pionier beim Aufbau der Ostberliner Filmindustrie. Später Gründungsrektor der „Hochschule für Fernsehen und Film „Konrad Wolf“ Berlin-Babelsberg. Außerdem wurde sein Werk mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
„Sie sehen selbst, Sie hören selbst, urteilen Sie selbst!“ Das war das Motto der Wochenschau „Der Augenzeuge“, mit der am 17. Mai 1946 die Defa-Filmproduktion in der sowjetischen Besatzungszone ihren Betrieb aufnahm. Sie war von einer Gruppe, die sich „Filmaktiv“ nannte, vorbereitet worden. An ihrer Spitze stand Kurt Maetzig, der als Kommunist die letzten Jahre des NS-Regimes im Untergrund überlebt hatte.
Als Regisseur debutierte er 1947 mit „Ehe im Schatten“. Der Film basiert auf dem authentischen Fall des Freitods des Schauspieler-Ehepaars Gottschalk. Nach dem sich Joachim Gottschalk geweigert hatte, sich von seiner jüdischen Frau Meta scheiden zu lassen, kamen sie 1941 einer Deportation in ein Konzentrationslager zu vor.
Auch Kurt Maetzigs Mutter hatte sich als Jüdin der bevorstehenden Verhaftung durch Suizid entzogen. „Ehe im Schatten“ wurde als erster und einziger Defa-Film zeitgleich in allen Berliner Sektoren uraufgeführt und machte seinen Regisseur zum zeitweise wichtigsten Filmemacher der künftigen DDR.
1950 drehte Maetzig mit „Rat der Götter“ den ersten deutschen Film, der sich am Beispiel der IG Farben mit der verhängnisvollen Rolle der Großindustrie als Steigbügelhalter Adolf Hitlers beschäftig-te. In den Zeiten des Kalten Krieges war die Verstrickung von Unternehmen wie der IG Farben in die Verbrechen des NS-Regimes in Westdeutschland tabu. Kurt Maetzig galt deshalb in der Bundes-republik als Herold der Ostberliner Machthaber. Gegen dieses Image verwahrte er sich, obwohl er in Interviews selbstkritisch feststellte, bei einigen seiner Filme würde er heute „rote Ohren“ bekommen.
Bis in die frühen 1960er Jahre versuchte Maetzig mit wechseldem Erfolg im Spagat zwischen künstlerischer Freiheit und den Zumutungen der SED. Bei seinem Thälmann-Film mischte sich sogar Walter Ulbrich persönlich in das Drehbuch ein.
Nach 1965 war es für Kurt Maetzig endgültig vorbei mit der Loyalität mit dem SED-Regime. Auf dem 11. Parteitag des ZK der SED wurde sein Film „Das Kaninchen bin ich“ nicht nur verboten, sondern Maetzig zur öffentlichen Distanzierung von seinem Film gezwungen. Nach einem Drehbuch von Manfred Bieler hatte sich Maetzig mit dem „heißen Eisen“ der politischen Strafjustiz in der DDR in der falschen Hoffnung auf eine Liberalisierung der Verhältnisse beschäftigt. Zwar drehte Maetzig weiter Filme, aber ohne besonderes Engagement, um sich 1975 endgültig aus dem Filmgeschäft zu zurückzuziehen. „Das Kaninchen bin ich“ konnte erst nach der Wende gezeigt werden…
Die meisten Filme Kurt Maetzigs sind bei Icestorm-Entertainment auf DVD erschienen.