Frankreich 2010
Originaltitel: L’italien
Regie: Olivier Baroux
Mit Kad Merad, Valérie Benguigui,Roland Giraud
Kinostart: 13. Januar 2010 (Arsenal)
In Frankreich sind Olivier Baroux und Kad Merad als Comedy-Duo „Kad et Olivier“ äußerst populär. Berühmt vor allem für ihre Multikulti-Sketche. Inzwischen hat Kad Merad als Schauspieler auch eine Solo-Karriere gemacht. Über Frankreich hinaus ist er durch seine Titelrolle in „Willkommen bei den Sch’tis“ bekannt geworden. Jetzt haben Olivier Baroux und Kad Merad zum ersten Mal für das Kino zusammen gearbeitet. Das Ergebnis startet diese Woche unter dem Titel „Fasten auf italienisch“ in die deutschen Kinos.
Schicke Wohnung, einen Schrank voller Anzüge, edles Schuhwerk und eine Auswahl nobler Armbanduhren – passend zur jeweiligen Garderobe. Vor der Tür ein Maserati. So stellt sich Dino Fabrizzi (Kad Marud) vor. Ein Italiener wie aus dem Bilderbuch: in Nizza arbeitet er als Topverkäufer für treuere italienische Luxuskarossen.
Was wäre ein richtiger Italiener, ohne Amore und dolce far niente. Auch in dieser Beziehung kann sich Dino sehen lassen. Seiner Freundin Hélène ist er der perfekte Latin Lover. Kein Wunder, dass sie bei diesem Prachtexemplar von Mann auf eine dauerhafte Bindung drängt.
Von da ab wird die Sache kompliziert in „Fasten auf italienisch“ von Olivier Banoux, der im französischen Original schlicht „L’italien“ heißt: Dino hat sich selbst zum perfekten Italiener gestylt. In Wirklichkeit heißt er Mourad Ben Saoud und stammt aus einer algerischen Emigrantenfamilie, die jetzt in Marseille lebt.
Auch den Seinen flunkert Mourad eine falsche Existenz vor: angeblich hat er in Rom groß Karriere gemacht und jettet jedes Wochenende in den Schoss der Familie. Doch dann bittet ihn der über alles geliebte, kurzfristig schwer erkrankte Vater, statt seiner die Gebote des Ramdan einzuhalten:
Je näher sich Mourad mit den Ge-und vor allem Verboten des Islams beschäftigt, desto mehr gerät er mit seiner erlogenen Mehrfach-Existenz in die Bredouille. Soweit drehten Regisseur Baroux und sein Star Kad Merad mit „Fasten auf italienisch“ eine überaus witzige Multikulti-Komödie.
Doch dann ist auf einmal Schluss mit Lustig und es geht ernsthaft um die Suche nach den kulturellen Wurzeln und die Sinnsuche in einer komplexen Welt ganz allgemein: „Wir wollten keinen politischen Film machen, aber die Geschichte kratzt an einem sehr zeitgemäßen Thema, am Verständnis von Identität und Nationalität“, sagte der Regisseur in einem Interview.
Hätte er nur das „Kratzen“ gelassen und es mit der Logik der Handlung etwas ernster genommen. Dann wäre aus „Fasten auf Italienisch“ zwar kein politisch absolut korrekter, dafür aber ein rundum charmanter, frecher Film geworden. Jetzt hängt das ehrenwerte Anliegen in der zweiten Hälfte etwas hilflos in den Seilen…