Italien 2009
Originaltitel: Mine vaganti
Regie: Ferzan Ozpetek
Mit Riccardo Scamarico, Nicole Grimaudo, Alessandro Preziosi
Kinostart: 15. Juli 2010 (Prokino)
Da wo Italien am schönsten ist, in Apulien in der Idylle der Stadt Lecce haben es die Cantones zu etwas gebracht – mit der Herstellung feinster Pasta. Man lebt angemessen in einem weitläufigen Palazzo aus dem 18. Jahrhundert. Auch in der dritten Generation konnte das Familienunternehmen mit der technischen Entwicklung Schritt halten. Die Spaghetti und Maccaroni werden inzwischen nicht mehr in Handarbeit, sondern mit modernsten Maschinen hergestellt. Dass die beiden Söhne Antonio (Alessandro Preziosi) und Tommaso (Riccardo Scamarcio) die Nudel-Dynastie weiterführen, steht außer Frage.
Während der Erstgeborene Antonio einmal den handwerklichen Bereich, gewissermassen die Herstellung der Produkt-Palette übernehmen soll, wurde Tommaso zum Studium der Betriebswirtschaft nach Rom geschickt, um später dafür zu sorgen, das die Bilanzen der Cantones weiterhin stimmen. Doch die Junior-Chefs haben andere Ambitionen: Tommaso studierte in Rom nicht BWL, sondern Literatur und hatte sein schwules Coming out. Während seines Urlaubs im Schoß der Familie will er endlich reinen Tisch machen. Doch Bruder Antonio kommt ihm zuvor und erklärt der Familie, dass er homosexuell und nicht mehr bereit sei, ein Geheimnis daraus zu machen.
Erst glauben Vater und Mutter an einen Scherz, dann ist das Entsetzen groß – das Geständnis ihres Sohnes rührt an den Grundfesten ihres konservativ-katholischen Weltbildes. Antonio wird des Hauses und der Firma verwiesen.
Immerhin hat man ja noch Tommaso, von dem Eltern natürlich annehmen, dass er nie den Pfad der Tugend verlassen hat. Daran ändert sich auch nichts, als Tommasos schwule Freundesclique aus Rom in Lecce einbricht.
Mit „Männer al dente“ schuf der in Italien lebende und arbeitende türkische Filmemacher Ferzan Ozpetek einen Film in der Tradition der Commedia all’italiana. Die hatte ihre hohe Zeit in den 1950er Jahren: In turbulenten Burlesken ging es da mit Tempo und viel Wortwitz gerne um Wahrheit und Lüge in der italienischen Großfamilie. Mit ungeratenen Kindern, überforderten Mama und Papas sowie spleenigen Tanten. Am Ende hat die couragierte Oma für Ordnung gesorgt. Regisseur Ozpetek hat sich nach der deutschen Premiere seines Films bei der diesjährigen Berlinale zu seinen Vorbildern bekannt:
„Ich bin mit der Commedia all’italiana groß geworden. Das sind Filme zwischen Lachen und Weinen. Man betrachtet die Welt mit einem kritischen Auge und einem voller Sympathie. Daraus ergibt sich dann dieses typische Spannungsverhältnis!“
In „Männer al dente“ bildet die Sommerlandschaft Apuliens den versöhnlichen Rahmen für die eigentlich traurige Geschichte einer Familie, die in überholten gesellschaftlichen Konventionen festgefahren ist. Aber zwischen leckerer Pasta, feinen Dolci und edlem Wein findet sich für jeden der passende Weg aus dem Dilemma: Man darf alles eben nicht so eng sehen. Mit vorwiegend schönen Menschen in schönem Ambiente lässt sich „Männer al dente“ als amüsanter mediterraner Kinoausflug ohne Reue genießen…