Nachdem Südkorea seit rund zehn Jahren als eines der interessantesten Filmländer des Weltkinos in Erscheinung getreten ist, machen jetzt auch junge Regisseure aus Thailand und von den Philippinen von sich reden. Gestern und heute hatten drei Meisterwerke aus dem letzten Jahr in München ihre deutsche Premiere. Allen voran der diesjährige Cannes-Gewinner „Uncle Boonmee who can recall his past lives“.
In dieser wundersamen filmischen Meditation verbindet der Thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul als gläubiger Buddhist Glaubenser-fahrung in einer laizistischen Gesellschaft, die dem Einzelnen kaum noch spirituelle Rückzugsmöglichkeiten läßt, mit Bildern einer Natur verbindet, die um ihr Gleichgewicht kämpft. Ein in seiner Fremdheit faszinierender Film.
„Uncle Boonmee“ wird der erste Film Weerasethakuls sein, der in die deutschen Kinos kommt: im Verleih von Movienet voraussichtlich gegen Ende des Jahres. „Blissfully yours“ (2006) und „Tropical Malady“ (2004), die den Regisseur in Europa bekannt gemacht haben, sind in der Bundesrepublik auf DVD (Filmgalerie 451/Edition Salzgeber) erschienen.
Gleich mit zwei Filmen stellt sich der montane Star unter den Philippinischen Regisseuren, Brillante Mendoza, bereits im nächsten Monat in den deutschen Filmtheatern vor. Mit „Kinatay“ (Regie-Palme, Cannes 2009) und seinem neuesten Werk „Lola“, den die Evangelische Filmgilde zum „Film des Monats“ Juli gewählt hat und der heute in München gezeigt wurde..
Brillante ist bekannt für seinen mitunter gnadenlosen Blick auf das alltägliche Elend in Manila. In „Lola“ geht es um zwei Großmütter, die durch das ver-hängnisvolle Schicksal ihrer Enkel gezwungen sind, für den Lebensunterhalt ihrer Familien zu sorgen. Der eine ist der Mörder des anderen und sitzt im Gefängnis. „Lola“ erzählt einerseits von einer Welt ohne Gnade und Barmherzigkeit, andererseits vom Versuch, trotzdem die Menschenwürde nicht zu verlieren.
Während Achipatpong Weerasethakul und Brillante Mendoza ihre Filme nicht persönlich in München vorstellen konnten, war mit Bong Joon-ho einer der gegenwärtig besten und gleichzeitig erfolgreichsten Südkoreanischen Regisseure zu Gast.
Mit dem rabenschwarzen, sowohl technisch perfekten als auch tiefgründigen Monster-Thriller „The Host“ ist er 2006 bekannt geworden und mit dem artifiziell durchkomponierten Melodram „The Mother“ (Oscarnominierung 2010) zu der von ihm sonst gewohnten leisen Art der Inszenierung zurück gekehrt.
Die berühmtestes Charakterschauspielerin Südkoreas, Kim Hye-ja, verkörpert in der Titelrolle eine Mutter, die nicht wahrhaben will, das ihr geistig behinderter Sohn ein Mörder ist. Bong Joon-ho machte daraus jedoch nicht allein eine der Mutter-Sohn-Tragödien, sondern die Geschichte einer Abhängigkeit, die sich am Ende umkehrt. Ein Film, der einen bis zum überraschenden Schluß nicht los läßt.
„Mother“ gibt es ab 5. August (im Verleih von MFA) bei uns zu sehen.