„Gebt mir vier Jahre Zeit und ihr werdet dieses Land nicht wieder erkennen“. Das sagte Adolf Hitler 1933. Es dauerte zwar etwas länger, aber der Diktator hat sein Versprechen wahr gemacht: Deutschland war 1945 nicht wieder zu erkennen. Auch nicht Berlin, die Hauptstadt des Deutschen Reiches. Bis zum Zweiten Weltkrieg eine der schönsten Metropolen der Welt. Jetzt nur noch eine Schutt-und Ruinenlandschaft:„Berlin 45“ ist der Titel einer zweiteiligen Dokumentation von SPIEGEL TV, die jetzt in einer DVD-Edition von Polyband veröffentlicht wurde. Das Ergebnis langwieriger Recherchen von Alexander Czogalla. Eine Kompilation seltener historischer Aufnahmen.
Dann über Jahrzehnte: Berlin – Eine Stadt im Ausnahmezustand: Der Vier-Mächte-Status machte West-Stadt zu einer Insel innerhalb der DDR. Hier herrschte das SED-Regime, vom großen Bruder Sowjetunion fest im Griff. Es wird keine Gelegenheit ausgelassen, den Status Berlins als Hauptstadt des Arbeiter-und Bauernstaates zu betonen. Nachdem die Machthaber das im Zweiten Weltkrieg ramponierte Stadtschloss der Hohenzollern 1951 sprengen ließen, dauerte es zwanzig Jahre bis man sich mit einem „Palast der Republik“ ein repräsentatives Aushängeschild leisten konnte.
In einer Doppel-DVD-Edition aus der Reihe „Historische Erinnerungen der Defa“ gibt es von Icestorm Entertainment die gesammelten Berichte der Defa-Wochenschau „Der Augenzeuge“ zum Bau des „Palast der Republik“. Seine Existenz währte nicht lange: kurz nach der Wende wurde „Erichs Lampenladen“ abgerissen. Dafür sollte das Berliner Schloss wieder aufgebaut werden. Angesichts der klammen Kassen wurde davon inzwischen Abstand genommen.
Moritz Holfelder hat dazu ein aufschlussreiches Buch geschrieben, das im Ch.Links-Verlag erschienen ist: „Palast der Republik – Aufstieg und Fall eines symbolischen Gebäudes (208 Seiten, Abb. 29.80€)
Eine der interessantesten Reflektionen über die Berliner Mauer und das was sie bedeutet hat und immer noch bedeutet, hat die in Berlin lebende englische Filmemacherin Cynthia Beatt mit „The invisible Frame“ gedreht. In diesem filmischen Essay fährt die Schauspielerin Tilda Swinton mit dem Fahrrad dem Verlauf der ehemaligen Mauer nach. Gestützt auf ihre einzigartige Ausstrahlung gelang mit „The inivsible frame“ eine grundsätzliche Erkundung von Mauern, Grenzen und der Möglichkeiten ihrer Überwindung. Hochartifiziell in seiner Dramaturgie, durch die Verbindung von Originalton, Zitaten von Robert Louis Stevenson und Yeats und Musik bekommt die Landschaftserkundung eine poetische Dimension.
Die DVD gibt es von der Filmgalerie 451, die das Werk auch produziert hat. Als besonderes Bonbon enthält die Edition „Cycling the frame“: Dabei handelt es sich um die Dokumentation einer Radtour, die Tilda Swinton 1989 entlang der damals noch existierenden Berliner Mauer unternommen hat. Gewissermaßen eine Vorstudie zu „The invisible frame“ – ebenfalls von Cynthia Beatt.
Mit der Berliner Gegenwart beschäftigt sich die monumentale Dokumentation „24h Berlin – Ein Tag im Leben“. Unter der künstlerischen Leitung von Volker Heise haben mehrere Kamerateams der Alltag von Menschen in Berlin begleitet und so auf faszinierende Weise das Lebensgefühl in der Bundeshauptstadt eingefangen. Das Leben am Freitag, den 5. September 2008. „24h Berlin“ gibt es auf acht DVDs – 24 Stunden in Echtzeit. Eine Dokumentation, die süchtig machen kann.
Den ungebrochenen Flair der Stadt belegt der angenehm zurückhaltende Film „Sehnsucht Berlin“ von Peter Zach, in der Gäste zu Wort kommen, die zum Beispiel auf Einladung des „Deutsch-akademischen Austauschdienstes, DAAD“ gekommen sind: Es gibt sie auf DVD von Absolut Medien für 19 Euro.
Für „24h Berlin“ (Zero One) muss man mit 50 Euro etwas mehr anlegen. „Invisible frame“ der Filmgalerie 451 kostet 23 Euro, die Dokumentation „Palast der Republik“ (Icestorm) 14 Euro und „Berlin 45“ schließlich 20 Euro.