Es ist vollbracht. Der goldene Palmwedel wird dorthin gehen, wo er hinpasst: Nach Thailand. Was mich einerseits ja freut, für den erst 39-jährigen Regisseur, der eigentlich auch Künstler ist, was man seinem Film nun wirklich ansieht. Ich sage nur: Affen mit roten Augen… Naja, was erwarte ich, wenn Tim Burton Jurypräsident ist? Für Produzent Hans W. Geißendörfer freue ich mich auch, den ich seit Lindenstraßen-Tagen verehre. Klar, dass er nicht nach Cannes gekommen ist, der musste heute Abend die neue Folge gucken. Nee, Quatsch. Hans W. Geißendörfer erzählte mir, er habe sich geschworen, nur mit einem eigenen Film zu den Filmfestspielen zu kommen. Und Produzent, das gildet bei ihm nicht. Selber schuld. Ich freue mich natürlich auch, dass die Franzosen den Hauptpreis nicht auch noch abgeräumt haben. Schließlich haben sie die beste Schauspielerin Juliette Binoche gestellt, wobei den Preis nun wirklich Mary aus dem britischen Film „Another year“ verdient hätte, aber lustige Unterhaltung findet bei der Palmenvergabe ja nicht statt, lieber in der Toskana philosophieren wie Juliette. Sie philosophierte auch bei der Preisverleihung, über die Liebe, an die sie noch immer glaubt und sie dankte den Männern, die sie geliebt und ertragen haben. Das klingt anstrengend. Hätte der Regisseur vielleicht doch noch einen Trostpreis bekommen sollen? Sonst war ich mit den französischen Abräumern ja einverstanden. „Tournée“ und „Des homme et des dieux“ haben Preise bekommen und das haben sie auch verdient. Mönche und dicke Striptease-Tänzerinnen, das ist doch was.
Aber – seit Stunden versuche ich, den thailändischen Regisseur fehlerfrei auszusprechen: Apichatpong Weerasethakul. Das ist ja fast so schlimm wie der isländische Vulkan. Ich übe mich hier sowieso gerade in Sprachen. Italienisch, südkoreanisch und französisch kann ich schon, jetzt noch spanisch. Denn der nette Javier Bardem wurde Gott sei Dank bester Schauspieler, er muss sich den Preis zwar mit dem Italiener Elio Germano teilen, aber wenigstens nicht die Freundin. Javier hatte Penelope Cruz dabei, die Verlobte, so kam doch noch was Glanz in die letzten Züge der Filmfestspiele. Und nachdem Javier den diesjährigen Film-Schwerpunkt Familie auch in die Verleihung geholt hatte und sowohl seiner Mutter, als auch seiner Schwester und seinem Bruder gedankt hatte, bekam er gerade noch die Kurve und dankte in der letzten Sekunde noch seiner Freundin, seiner Geliebten, seiner Penelope. Und die kleine Cruz saß neben Mutti Bardem und hatte Tränen in den Augen, nee watt schön. Dabei wechseln sich die Beiden doch alle paar Wochen ab – du bekommst dieses Jahr den Oscar, dann hole ich die Goldene Palme… Ich fand alles ein wenig ungewöhnlich dieses Jahr in Cannes, nicht nur die Affen mit den roten Augen. Seit wann spricht Zeremonienmeisterin Kristin Scott Thomas fließend französisch? Ist Jurypräsident Tim Burton schwerhörig oder weiß er am letzten Tag immer noch nicht, was zu seinen Aufgaben gehört? Kristin Scott Thomas musste ihn mehrmals aufrufen, damit er die Preise vergibt. Vielleicht wollte er sie behalten. Und sie in seinem neuen Film mitspielen lassen. Und wieso habe ich den Schnuckel Guillaume Canet bisher noch nicht wirklich wahrgenommen? Wahrscheinlich weil er mit Diane Kruger verheiratet war und jetzt mit Marion Cotillard liiert ist. Selbst Kristin Scott Thomas schwärmt für ihn. Vielleicht kann er ja nächstes Jahr Jurypräsident werden oder bester Schauspieler oder wenigstens als Affe mit roten Augen die Croisette auf- und ab laufen…