Jetzt komme ich endlich auch mal ans Cap d´Antibes, so dachte ich und meine damit das schönste, teuerste Promihotel, wo all die Michael Douglasse dieser Welt wohnen, denen es in Cannes selbst zu trubelig ist. Recht haben sie, muss ich feststellen, als der Pendelbus mich die Küstenstraße entlang wenigstens bis vor den Eingang des Hotels du Cap bringt. Die Cinema against Aids-Party wird hier jedes Jahr während der Filmfestspiele gefeiert, zugunsten der Aidsforschung. Das heißt für alle, die ins Hotel dürfen: Erst über den Weißen Teppich, trotz Botox und Lifting versuchen, möglichst menschlich zu lächeln, die Hungerkur-schlanke Taille im richtigen Winkel in die Kamera halten, dann Cocktail, Essen, Showeinlage und Versteigerung von so schönen Events wie einem Tag mit Bill Clinton. Ich habe ehrlich gesagt niemanden gefunden, der dafür auch noch Geld zahlen würde, viel Geld womöglich. „Oh nonono, thank you“, meinte eine jugendlich erblondete Ornella Muti zu mir.
Für Nachhilfe in Sachen kleines Täschchen und doch dicke Knete dabei haben, frage ich – wen sonst – Ivana Trump: Du brauchst nur die schwarze American Express Card, sagte Ivana. Guter Tipp. Für alle, die wie ich draußen bleiben mussten, war es ein Abend bei dem ich nicht wusste, ob ich schreien oder mich freuen sollte. Selten so viele geschmacklose Kleider auf einen Haufen gesehen. Merke: Wer Geld hat, hat noch lange keinen Geschmack. Der Tipp von Modedesigner Roberto Cavalli war zwar herzig: Wenn es regnet, trage Schwarz, wenn es schön ist, sonnige Farben – half aber Sängerin Grace Jones wenig, die zu ihrem lila Abendkleid eine schwarze Maske im Gesicht trug und einen alten roten Mantel hinter sich her zog.
Interessante Modeauffassung. Star-Geiger David Garrett fand sich in seinen dicken schwarzen Bergsteigerschuhen ganz toll, hatte aber zu spät bemerkt, dass die innen Nieten haben, was nicht ganz bequem sein kann. Vielleicht hat er sie deshalb offen getragen. Passte aber irgendwie zu seinem schwarzen Kasten auf dem Rücken. Da war seine Stradivari drin, wahrscheinlich nicht das teuerste Teil des Abends. Apropos teures Teil. Lothar Matthäus kam zur Gala, mit seiner fast wieder dunkelhaarigen Liliana. Wahrscheinlich zum Erfahrungsaustausch: neue Körperteile an vierten Ehefrauen. Sprach sonst kein Wort, was so gar nicht seine Art ist. Aber es macht wichtig.
Jennifer Lopez, Mick Jagger und Naomi Campbell mit reichem Russen und der wiederum mit dickem Bodyguard im Schlepptau machtens ja genauso. Sollte sich Plaudertasche Paris Hilton merken. Wenn sie nicht gerade neuen Lipgloss nachlegte, schwärmte sie von ihrer neuen Fernsehsendung, deren Titel sie aber nicht verraten wollte. Ach, sie machst ganz richtig, meinte Karl Lagerfeld, sie nimmt sich nicht so ernst, genau wie ich. Er war mein Highlight auf dem weißen Teppich. Angereist aus St. Tropez war er redselig in allen Sprachen. „Ach, was heißt hier Partymarathon“, meinte Karl, „so viele Partys sinds doch gar nicht. Wer das hier schon nicht durchhält, der kann zu Hause bleiben.“ Da bin ich jetzt auch. Mir reichen schon 3 betongeliftete Gesichter und ich fühle mich plötzlich ganz, ganz müde.