Le herisson – Frankreich 2009, Regie: Mona Achache, mit Josiane Balasko, Garance le Guillermic, Togo Igawa
Ungepflegt und barsch im Umgangston erfüllt Madame Michel sämtliche Klischees einer Concierge. Sie erledigt ihre Hausmeisterpflichten gewissenhaft, aber nicht mehr. Die Bewohner des eleganten Pariser Apartmenthauses haben an Madame Michel ohnehin kein sonderliches Interesse. Nehmen die unscheinbare Frau bestenfalls als ein lebendes Stück Inventar zur Kenntnis.
Niemand weiß, das Madame Michel sich in der Phänomenologie Hegels ebenso gut auskennt wie bei Karl Marx, ihr Lieblingsbuch aber „Anna Karenina“ ist und sie ihren Kater aus Verehrung für Tolstoj „Leo“ genannt hat. Hinter ihrer Concierge-Loge versteckt sich ihre Klause mit der umfangreichen Bibliothek. Hier ist Madame Michel ganz sie selbst. Das höchste der Gefühle sind außerdem Zartbitterschokolade und Filme des Japaners Yasujiro Ozu. Eines Tages wird ihr wohl geordnetes Leben in seinen Grundfesten erschüttert und zwar durch den Einzug eines neuen Wohnungsbesitzers. Der ist Japaner, heißt Ozu, liebt Filme von Ozu ebenso wie Katzen und schenkt Madame Michel eine wertvolle Erstausgabe der „Anna Karenina“. Monsieur Ozu hat Renèe Michel durchschaut. Das ist ihr Anfangs peinlich, doch dann eröffnen sich ihr neue Perspektiven und das bisher unbekannte Gefühl, geliebt zu werden.
Die junge französische Filmemacherin Mona Achache ist die Adaption von Muriel Barberys Roman „Die Eleganz des Igels“ überzeugend gelungen. Da erstaunt es, dass die exzentrische Autorin die Verwendung des Buch-Titels für den Film untersagte und er jetzt bei uns „Die Eleganz der Madame Michel“ heißen muss.
Achache rückte die Figur des kleinen Mädchens Paloma in den Vordergrund. Sie war die Einzige im Haus, die zu Madame Michel ein persönliches Verhältnis hatte, bevor Ozu einzog. Paloma schreibt im Gegensatz zur Vorlage im Film auch kein Tagebuch, sondern beobachtet ihre Umwelt mit einer DigiCam.
Ein Glücksfall für die Verfilmung war die Besetzung der Rolle der Madame Michel mit Josiane Balasko, einer der ganz großen Charakterdarstellerinnen des Französischen Films.
Geglückte Literaturverfilmungen sind selten: „Die Eleganz der Madame Michel“ gehört dazu. Auf dem Heimweg aus dem Kino sollte man sich eine Tafel edler Zartbitter-Schokolade gönnen. Zuhause zur Abrundung der Gemütlichkeit die Katze auf den Schoß, noch einmal das Buch zur Hand und gegen später die Zartbitterschokolade zu sich nehmen und dabei einen Ozu-Film ansehen…
Der offizielle Trailer:
[media id=139 width=560 height=420]