Iran/Deutschland 2010 – Regie: Rafi Pitts
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis arbeitet Ali nachts als Wachmann in einem großen Industriebetrieb in Teheran, tagsüber geht er auf die Jagd. Ein wortkarger Mann, mit dem es das Schicksal nicht gut gemeint hat. Jetzt scheint er zumindest äußerlich eine Balance im Leben gefunden zu haben. Doch dann sind eines Tages seine Frau und seine kleine Tochter spurlos verschwunden. Bei der Polizei lässt man Ali erst einmal stundenlang warten, bis ihm der Beamte vage Auskünfte gibt.
Alis Frau scheint in eine Demonstration von Oppositionellen geraten zu sein, die von Sicherheitskräften mit Waffengewalt aufgelöst wurde. Dabei ist sie versehentlich erschossen worden. Über den Verbleib seiner Tochter wisse man nichts. Vielleicht sei sie einfach abgehauen. Kinder hätten das so an sich. Wieder endloses Warten, erst Vertröstungen, dann barsches Abweisen. Doch Ali lässt nicht locker und schließlich wird klar: Auch seine Tochter wurde erschossen.
Ali nimmt sein Gewehr und steigt auf eine Anhöhe über der Stadtautobahn von Teheran. Legt auf ein vorbeifahrendes Polizeiauto an und erschießt die beiden Insassen. Zunächst kann sich Ali einer Verhaftung durch die Flucht in ein unwegsames Waldgebiet entziehen. Schließlich wird er von zwei Polizisten aufgespürt. An Ali sind sie aber nur beiläufig interessiert. Die beiden sind völlig mit ihrem persönlichen Machtkampf beschäftigt. Schließlich wird Ali Opfer dieser Auseinandersetzung.
Mit dem Film „Zeit des Zorns“, der im Original „Der Jäger“ heißt, hat Rafi Pitts eine Parabel auf das gegenwärtige gesellschaftspolitische Klima im Iran gedreht. So rigoros, wie es vor ihm noch kein anderer Filmemacher dieses Landes wagte. Gedreht wurde hinter dem Rücken der Zensoren und der Sicherheitskräfte mit einer kleinen digitalen Kamera, Pitts spielt selbst die Hauptrolle. Geschnitten und montiert wurde „Zeit des Zorns“ in Berlin.
Über den Inhalt von „Zeit des Zorns“ informierte bereits zwei Wochen vor der Uraufführung im Rahmen der diesjährigen Berliner Filmfestspiele ein großer Artikel in einer deutschen Wochenzeitung. Geschrieben in bester Absicht. Aber die „schlafenden Hunde“ waren geweckt. Da half auch keine Entschuldigung der Autorin.
Nachdem die Machthaber in Teheran des im Pariser Exil lebenden Regisseurs nicht habhaft werden konnten, verweigerten sie seinem Freund und Kollegen Jafar Panahi die Ausreise. Er war als Gast von der Berlinale eingeladen worden. Inzwischen sitzt er im Gefängnis, ebenso wie Mitarbeiter von Rafi Pitts. Der Regisseur sagt über seinen Film:
„Als Iranker habe ich hier meine Sorge über die allgegenwärtigen Repressionen im Iran formuliert. Über die Vereinzelung der Menschen, die auf einer Zeitbombe leben. Trotzdem wage ich keine Prognose, was geschehen wird …“
Der deutsche Trailer zu „Zeit des Zorns“:
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Selten ist die Atmosphäre in einem totalitären Regime derart beklemmend und gleichzeitig formal virtuos in einem Film formuliert worden wie von Rafi Pitts in „Zeit des Zorns“. Dass er damit Wunde Punkte des Systems von Ahmadinejad traf, zeigt die nervöse Reaktion des Regimes.
Besprechung des Films in „SWR2 Journal am Mittag“ am 8. April 2010:[media id=110 width=30 height=20]
Gladis
trotz aller positiven Kritiken. Der Film ist nicht sehenswert. Er bedient völlig falsche Klischees. Die Iranische Mutter mit Kopftuch selbst im eigen Hause ohne fremde Besuchsanwesenheit.
Dann als er mit dem Gewehr auf die Polizei schoss, erinnerte mich diese Szene zu sehr an „Ein Mann sieht Rot“ mit Michael Douglas.
Auch das Ende, als man glauben sollte, daß sich die Polizisten gegenseitig umbringen wollten, wurde ja auch ausgeführt nur mit Verkleiderter Rolle.
Tiefgang war da leider keiner für mich, denn das politische System kam darin nicht vor.