In Stuttgart soll für viel Geld viel gebaut werden: STUTTGART 21 heißt zum Beispiel ein Großprojekt. Nicht nur ein unterirdischer Hauptbahnhof, sondern ein neues Innenstadtquartier soll entstehen. Das ist auch Visuell eine Herausforderung: etwa die Illustration wie Paul Bonatz‘ berühmter Bahnhofsbau (teil)rückgebaut wird. Also eine einmalige Herausforderung für Filmemacher und Medienkünstler. Dem will „Wand 5“ mit „Media Space 2010“ Rechnung tragen. Dazu die entsprechende Pressemeldung:
Eröffnung des Media Space 2010 im Filmhaus Stuttgart: Virtuelle Realität und Stadtgestaltung
Aufgrund der Bauvorhaben und aktuellen Diskussion in Stuttgart beschäftigt sich der Media Space 2010 des Stuttgarter Medienkunstvereins Wand 5 mit virtueller Realität und Stadtgestaltung: Das interdisziplinäre Forum möchte mit vier Veranstaltungen den Zusammenhang von digitalen Simulationen mit Architekturutopien am Beispiel Stuttgarter Baustellen untersuchen. Zwei Vortragsabende im Filmhaus führen in das Thema ein. Am Mittwoch, 28. April um 19 Uhr eröffnet Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann im Filmhaus Stuttgart den Media Space 2010. Um 19:30 Uhr spricht Tobias Wallisser, Professor für Digitales Entwerfen an der Akademie der Künste Stuttgart, über „Innovative Bau- und Raumkonzepte“ und inwieweit sich der „digital turn“ nicht nur auf ausführende Prozesse des Bauens, sondern auch auf kreativ-intuitive Arbeitsweisen ausgewirkt hat.
Das Thema des Media Space 2010
Verändert eine Gesellschaft die Architektur einer Stadt oder verändert die Architektur einer Stadt deren Gesellschaft? Wand 5 e.V. möchte die Schnittstelle zwischen medienkünstlerischer Äußerung und den Möglichkeiten der verfügbaren Technologien hinterfragen. Welche Mechanismen bewirken unterschiedliche Sichtweisen? Weshalb üben 3D-Animationen einen so großen Reiz beim Betrachter aus? Entsprechen diese Bilder einer realen Vorstellung oder einer Wunschvorstellung? Welche technischen oder medialen Mittel werden jeweils eingesetzt, um eine Idee bestmöglich zu veranschaulichen? Welche Bildsprache ist am effektivsten und wie reagieren die Betrachter?
Der Vortrag von Tobias Wallisser
„Die durchgehende Digitalisierung architektonischer Arbeitsprozesse ist heute keine visionäre Vorstellung mehr, sondern bildet die Grundlage für Praxis und Lehre. Es stellt sich daher nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch in welchem Maß und in welchen Bereichen der Einfluss der neuen Technologie zu spüren ist. Inwieweit hat sich der „digital turn“ nicht nur auf unsere operativen Prozesse, sondern vor allem auch auf die kreativ-intuitiven Arbeitsweisen ausgewirkt – und welche Möglichkeiten der Erweiterung des räumlichen, formalen und materiellen Vokabulars bieten „computational design“ und computergestützte Fertigung heute?, erklärt Tobias Wallisser sein Vorhaben.
Seit 2006 unterrichtet Wallisser die Klasse für „Digitales Entwerfen“ an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. 2007 gründete er mit Chris Bosse und Alexander Rieck das Büro LAVA (Laboratory for Visionary Architecture). Das Büro arbeitet als internationales Netzwerk von Spezialisten mit Büros in Stuttgart, Sydney und Abu Dhabi und wurde bekannt durch den Entwurf des Schumacher Tower in Abu Dhabi, den Prototypen für das Future Hotel, die Installation „Green Void“ in Sydney und den Entwurf für das Stadtzentrum der Co2-freien Stadt Masdar in Abu Dhabi. Von 1997 bis 2007 war er als assoziierter Architekt im UNStudio van Berkel&Bos in Amsterdam tätig und dort u.a. als Projektarchitekt für den Entwurf und die Realisierung des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart verantwortlich.