Die Romane des Dave Eggers sind vertrackte literarische Konstrukte, in denen Persönliches mit unterschiedlichen Befindlichkeiten einerseits camouflieren, andererseits psychologisch Zwischen-menschliches auf das Feinste sprachlich ziseliert wird. Da macht Eggers sentimentale Reise eines instabilen amerikanischen Managers in die Wüste Saudi-Arabiens keine Ausnahme. Das ist schwierig, wenn überhaupt zu verfilmen. Da würde einem auf Anhieb bestimmt nicht Tom Tykwer einfallen. Zumal er in letzter Zeit zwischen dem Beziehungsmelodram „Drei“ und der digitalen Achterbahnfahrt „Cloud Atlas“ an Bodenhaftung verloren hat. Umso überraschender das Ergebnis seiner „Hologramm“-Adaption.
Unterstützt von Frank Griebes vorzüglicher Bildgestaltung folgt die Kamera Alan Clay, der seine letzte berufliche Chance zu nutzen versucht, um sein angeknackstes Image wieder ins Lot zu bringen. Allerdings erweist sich die IT-Präsentation bei den Saudis, für die er verantwortlich ist, als unwegsames Gelände. Tom Hanks – so gut wie schon lange nicht mehr – schwitzt sich durch die Wüste und hofft mit dem Mut der Verzweiflung auf eine Produktpräsentation vor dem saudischen König. Doch der lässt auf sich warten. Während dessen unterzieht sich Clay eines harmlosen chirurgischen Eingriffs: ein Geschwulst am Rücken wird entfernt und zwar von zarter Ärztinnen-Hand. Der Eingriff wird beträchtliche Auswirkungen auf das Seelenleben des Amerikaners haben.
Die schöne Ärztin wird von Sarita Choudhury gespielt, die wir aus „Tribute von Panem“ in eher verschwommener Erinnerung haben. Unter Tykwers Regie zeigt sie, was sie kann. Das gilt auch für den Ägyptischen Comedian Alexander Black, der für darstellerische Glanzlichter in „Ein Hologramm für den König“ sorgt. Dabei verliert sich der Regisseur nicht in der Wüste und dem Reiz des Morgenländischen, dem zuletzt Werner Herzog erlegen ist, sondern übersetzt den zunehmenden Prozess der Entdeckung des Fremden aus Dave Eggers Buch in eine überzeugende filmische Form. Das geschieht mit einer spielerischen Leichtigkeit und feinem Humor. Eine ganz neue Seite im künstlerischen Ausdruck des Tom Tykwer. Es ist eine Lust, diesen Film zu sehen!
„Ein Hologramm für den König“ – Deutschland 2016, Regie: Tom Tykwer, mit Tom Hanks,Alexander Black und Sarita Choudhury. Kinostart: 28. April 2016