Sherman McCoy kennt als Wall Street-Broker kein Pardon, wenn es darum geht aus viel Geld noch mehr Geld zu machen. Seine Macht scheint grenzenlos, deshalb nennt man ihn „Master of the universe“. Als Tom Wolfe mit Sherman 1987 in seinem Roman „Fegefeuer der Eitelkeiten“ der Welt des New Economy ein Denkmal setzte, dachte niemand daran, dass skrupellosen Banker über kurz oder lang das Schicksal der Weltwirtschaft beeinflussen würden. „Master oft he universe“ ist der Titel eines neuen Dokumentarfilms von Marc Bauder, der mit sich in der Vergangenheit bereits mehrfach mit beunruhigenden Fragen unserer Zeit beschäftigt hat.
Um im Bankgeschäft in den oberen Etagen der großen Geldinstitute Karriere zu machen, bedarf es einiger Spielregeln, die es einzuhalten gilt: Dazu gehört, dass man sich voll und ganz in den Dienst des Unternehmens stellt und praktisch auf ein Privatleben verzichtet.
Das sagt Rainer Voss und der muss es wissen. Er hat von der Pike auf das Bankgeschäft gelernt und ganz oben mit gemischt, bis man ihn mit Anfang 50 freisetzte. Das ist für gewöhnlich das Alter, in dem Banker ihre Schreibtische zu räumen haben. Das kann man sich auch leisten, wenn man über Jahre rund 100 000 Euro im Monat verdient hat…
Rainer Voss ist nicht nur für Regisseur Marc Bauder ein Glücksfall, sondern auch für uns als Zuschauer. Da gibt ein Insider Einblick in eine Branche, die sich ansonsten gerne bedeckt gibt.
Obwohl man Rainer Voss allein schon mit zunehmender Beklommenheit gerne zuhören würde, hat sich Marc Bauder für seinen Film „Master of the universe“ ein raffiniertes visuelles Konzept ausgedacht. Er begleitet seinen Protagonisten durch ein leer stehendes Frankfurter Bankgebäude. Daraus ergeben sich zwangsläufig Stichworte zu einer Branche auf Talfahrt: nach dem Motto, den letzten beißen die Hunde… Die Dummen sind immer die privaten Anleger!
Marc Bauders „Master of the universe“ ist eine Reise ins Innere eines Mollochs. Er beweist mit seinem Film – übrigens eine Koproduktion mit dem SWR – das Dokumentationen spannender seine können, als mancher Spielfilm. Wobei man sich hier allerdings nicht damit trösten kann, dass die es in Wirklichkeit schon nicht so schlimm kommen wird, wie es auf der Leinwand aussieht.
Was die globale Finanzkrise betrifft, kann der „Master of the universe“, Rainer Voss, wenig Hoffnungen machen. Ganz im Gegenteil! Es wird immer schlimmer…
„Master of the universe“ ist einer der besten Filme, die bisher im diesjährigen Programm des Festival del film Locarno“ zu sehen waren. Perfekt in seiner Machart und gesellschaftspoltisch von enormer Wichtigkeit, wird er im Herbst in die deutschen Kinos kommen!