Südkorea 2012
Regie: Kim Ki-duk
Mit Lee Jeong-jin, Cho Min-soo
Kinostart: 8. November 2012
Der südkoreanische Regisseur Kim Ki-duk gehört zu den wichtigsten Filmemachern der Gegenwart. In seinem Werk geht es immer um grundsätzliche existentielle Fragen wie Schuld und Sühne, Gnade und Erbarmen. Dabei spielen theologische Fragestellungen für Kim Ki-duk eine wesentliche Rolle. Nicht nur vor buddhistischem, sondern auch vor christlichem Hintergrund. Nach Jahren einer selbstgewählten „inneren Emigration“ über-raschte Kim Ki-duk bei den diesjährigen Filmfestspielen von Venedig mit einem außergewöhnlichen Comeback: „Pieta“. Der Film wurde mit dem Hauptpreis des Festivals, dem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet. Kim Ki-duk wurde außerdem mit dem diesjährigen Douglas Sirk-Preis des Filmfest Hamburg geehrt. Heute startet „Pieta“ in den deutschen Kinos.
Kang-do (Lee Jeong-jin) arbeitet als Schuldeneintreiber für einen undurchsichtigen Boss in der Altstadt von Seoul. Bei den Schuldnern handelt es sich vorwiegend um arme Handwerker, die die horrenden Wucherzinsen nicht bezahlen können. Kang-do hat aus seinem Job ein zynisches Geschäft mit der Armut gemacht. Wer nicht zahlen kann, wird von ihm erbarmungslos zum Krüppel ge-macht. Lee kassiert anschließend die Unfallversicherung.
Eines Tages taucht bei Kang-do eine ältere Frau (Cho Min-soo) auf. Sie heißt Jang Mi-sun, verfolgt ihn regelrecht und behauptet, seine Mutter zu sein. Rüde wird sie von Lee erst einmal abgewiesen. Selbst nachdem er sie vergewaltigt hat, bleibt Jang Mi-sun an seiner Seite. bringt seinen desolaten Haushalt in Ordnung, bekocht ihn und sorgt dafür, dass sein unstetes Leben einen Rahmen bekommt.
Da bleibt Kang-do nichts anderes übrig, als ihrer Beharrlichkeit nachzugeben und sich auf sie einzulassen. Zu seinem eigenen Erstaunen beginnt sich Lee unter dem Einfluss der Frau zu verändern. Er verschont zum Beispiel einen Klienten und beginnt über sich und seine Schuld nachzudenken. Er spricht mit Jang Mi-sun darüber, die ihn darauf hin beauftragt, zu seinen Opfern zu gehen und sie um Vergebung zu bitten.
Nach „Samaritan Girl“ (2004, Silberner Bär für die beste Regie, Filmfestspiele Berlin) – einer Parabel auf den „Guten Samariter“ – beschäftigt sich der Buddhist Kim Ki-duk in „Pieta“ ein weiteres Mal mit einem dezidiert christlichen Motiv. Der Gnaden-Mutter, die in tiefer Trauer ihren am Kreuz zu Tode gefolterten Sohn im Arm hält. Michelangelos „Pieta“ hat Kim Ki-duk zu seinem Film inspiriert. Er sagt dazu:
„Bei einer Italienreise habe ich vor einiger Zeit die Pietá im Petersdom gesehen. Sie hat mich erschüttert und tief berührt. Spontan habe ich beschlossen, aus diesen Gefühlen heraus einen Film zu drehen. Die Plastik drückt für mich wie kein anderes Kunstwerk zeitlos den Zustand unserer Welt aus, wie sie heute ist!“
Mit „Pieta“ hat Kim Ki-duk einen komplexen Film über Gnade und Vergebung gedreht. Wobei er offen lässt, worin die Gnade besteht – ob in der Vergebung der Sünden oder in der Erkenntnis des Bösen. Seinen philosophisch-theologischen Diskurs vor dem Hintergrund der Mater Dolorosa hat der Regisseur einen expressiven filmischen Ausdruck gegeben und Bilder gefunden, die im Gedächtnis bleiben!
review
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