Schweiz/Deutschland 2012
Regie: Markus Imhof
Kinostart: 25. Oktober 2012
Fleißig wie eine Biene, sagt der Volksmund: als emsige Honiglieferanten steht sie bei den Menschen in hohem Ansehen. Ein Garant für gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit und Nähe zur Natur! Doch das war einmal: den Bienen geht es nicht gut! Sie teilen inzwischen das Schicksal von Hühnern und Schweinen. Ihr alleiniger Lebenszweck ist von den Menschen möglichst effektiv ausgebeutet zu werden. Darüber sind die Bienen krank geworden. Davon handelt der Film „More than Honey“ des Schweizer Regisseurs Markus Imhof („Die Reise“), der diese Woche in den deutschen Kinos anläuft.
„Summ, summ, summ, Bienchen summ herum“: die Idylle im Bienenstock trügt! Eine Königin wird geboren. Aber der Mensch wird umgehend in das natürliche Bienenleben eingreifen und den fleißigen Arbeiterinnen den Ertrag ihrer Arbeit wegnehmen. Als Ersatz gibt es Zuckerwasser. Selbst auf den Schweizer Almen, wo die Welt noch einigermaßen in Ordnung ist.
Viele Bienenvölker hat haben Ausbeutung und Inzucht derart zugesetzt, dass sie gar nicht mehr in der Lage sind, eigene Königinnen zu züchten. Auch kein Problem. Zwei nette ältere Damen aus Österreich haben die Marktlücke erkannt und handeln inzwischen mit Bienenköniginnen. Zu beziehen bequem per Mailorder.
Für das Seelenleben seiner Bienen hat der amerikanische Großimker John Miller keine Zeit: er fährt seine Bienenvölker quer durch die USA von der Mandelblüte, zur Apfelblüte und von da aus zur Orangenblüte. Praktischer Weise sind die Blütezeiten unterschiedlich. Das widerspricht zwar der Bienen-Natur, aber Collateralschäden sind halt in der Honigindustrie unver-meidlich. Da kommt es dann auch nicht darauf an, wenn die emsigen Bienen beim fleißigen Nektar sammeln in den Monokulturen mit Pestiziden eingenebelt werden. 19 Tage halten sie das aus, dann machen sie schlapp. Aber dann haben sie ja ihre Pflicht ohnehin erfüllt.
Nach „More than Honey“ ist der Zuschauer wieder um eine Illusion ärmer: mit dem gesundheitlichen Nutzen von Honig ist es mittlerweile auch nicht mehr weit her – zumindest wenn man ihn im Supermarkt kauft. Obwohl die Bienen die vielen Umweltgifte zu einem Gutteil ausgefiltert haben. Das macht sie selbst krank.
Nicht nur inhaltlich, sondern auch formal ist Imhof mit „More than Honey“ einer der besten Dokumentarfilme des Jahres gelungen, der seinen renommieren Spielfilmen in nichts nachsteht. Zum ersten Mal sind ihm mit seinen Kameramännern Jörg Jeshel und Attila Boa noch nie gesehene Aufnahmen von Bienen im Flug und aus dem Inneren eines Bienenstocks gelungen. Es werden trotzdem keine putzigen Krabbeltierchen vorgeführt, sondern Tiere die mehr Schutz und Achtsamkeit als bisher verdienen. Aber die Verdammten dieser Erde beginnen sich zu wehren: sogenannte Killerbienen halten die nicht nur Menschen auf Abstand, sondern greifen im Zweifelsfall an.
Das auf agressiv gezüchtete Bienenvolk hat sich vor einiger Zeit aus einem Labor verabschiedet und macht Südamerika und angrenzende Gebiete unsicher. Ihr Honig könnte bedenkenlos konsumiert werden – wenn man denn an ihn heran käme. Also besteht doch noch Hoffnung für die Bienen… Das Imperium schlägt zurück! Um dem und dem Aussterben der Bienen zu begegnen, haben Bienenforscher in Australien damit begonnen, einer „sanften“ Imkerei den Weg zu weisen….
Zu den komplizierten Dreharbeiten ein Gespräch mit Regisseur Markus Imhof: [media id=247 width=320 height=20]