Musik auf DVD bzw. Blu-ray ist eigentlich ein Widerspruch, bildet aber inzwischen ein wichtiges Segment dieser Medien. Da sie im Gegensatz zur CD auch eine optische Dimension haben, bieten sich dafür vor allem Aufzeichnungen von Opernaufführungen und Konzerten an. So lassen sich musikalische Sternstunden, von den spektakulären Inszenierungen auf der Bregenzer Seebühne bis zu Orchester-Tournee in den fernen Osten, nach Hause holen. Ebenso beliebt sind Musikdokumentationen. Dazu drei typische Beispiele aus dem großen Angebot der Neuerscheinungen dieses Herbstes.
Gustav Mahler, Symphonie Nr. 1, zum Auftakt des Konzerts der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Sir Simon Rattle in Singapur. Nahezu eins zu eins dokumentiert Regisseur Michael Beyer das Konzert in seiner Dokumentation „A Musical Journey“. Es gibt sie von Warner Home Video auf DVD.
Nach Mahler Rachmaninoff: hier montiert Beyer im Takt der Musik Alltagsszenen aus Singapur. Das ist nicht sonderlich originell, aber kurzweilig! Ansonsten präsentiert sich „Berliner Philharmoniker in Singapur – A musical Journey“ als Musikfilm von der konventionellsten Sorte. Wenn nicht gerade die Stadtlandschaften im Zeitraffer vorbei fliegen, umkreist die Kamera die Solisten des Orchesters bzw. verharrt in Ehrfurcht vor dem Stardirigenten.
Schließlich werden wir Zeuge der Begeisterung des Chinesischen Publikums für die Musik aus dem fernen Europa. Das freut uns! Ansonsten:
Kein Kommentar, kein Bonusmaterial: Anstatt der DVD würde also eine CD völlig ausreichen, zumal die hektische Montage der Stadtlandschaften kaum künstlerischen Mehrwert bietet. Im Gegenteil, den Musikgenuss stört. Ohnehin haben wir es hier mit einer Mogelpackung zu tun auf dem großen und sehr lukrativen Mark der Musikdokumentationen zu tun.
Das vermeintlich Spektakuläre von „Berliner Philharmoniker in Singapur – A musical Journey“ im Kino war, das es sich dabei um den ersten, in 3D gedrehten Konzertfilm handelte. Nachdem der Film damit selbst auf der großen Leinwand keine Besuchermassen mobilisieren konnte, wird dieser Umstand bei der DVD-Edition diskret verschwiegen, ebenso wie auf die Veröffentlichung einer 3D-Blu-ray verzichtet wurde. Kurzum: eine DVD, die die Welt nicht zwingend braucht!
Da weiß man bei dem Dokumentarfilm „Harry Bellafonte – Sing your song“ was man hat: einen solide gearbeiteten Film über die Karriere des außergewöhnlichen Sängers und Bürgerrechtlers, der seine Popularität von Anfang an den Dienst des Kampfes für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner in den USA stellte.
Nach der deutschen Premiere von „Sing your Song“ bei der diesjährigen Berlinale hat Harry Belafonte den Film und seine gleichzeitig erschienene Autobiographie gleichen Titels im Rahmen einer Tournee quer durch die Republik persönlich vorgestellt. Jetzt ist die DVD bei Arsenal erschienen.
Der Regisseurin Susanne Rostock ist es mit „Sing your Song“ auf bemerkenswerte Weise gelungen, uns Harry Belafonte näher zu bringen. Jenseits der Klitsches vom stets gut gelaunten „Banana Man“ aus den 1950er.
Die Einflüsse und der Weg zum Selbstverständnis Belafontes werden von Rostock durch eine intelligente Verbindung aus Archivmaterial und Selbstzeugnissen des Künstlers nicht nur zu einem spannenden Portrait verdichtet, sondern auch zu einer eindrucksvollen Chronik der nordamerikanischen Bürgerrechtsbewegung seit den 1950er Jahren.
Kraft seiner Persönlichkeit und seiner Musik hat Harry Belafonte in den USA vieles bewegt. Die wichtige Dokumentation „Sing your song“ gibt es auf der DVD in einer deutsch eingesprochenen Fassung und im englischen Original mit oder ohne Untertitel.
Musik als Therapie: davon handelt der Spielfilm „The Music never stopped“, den Senator Film als deutsche DVD-Premiere veröffentlicht hat. Der ungewöhnliche Film basiert auf einem Buch des britischen Neurologen Oliver Sacks. Er beschreibt hier den Fall eines jungen Mannes, der mit Hilfe von Musik sein durch eine Hirnschädigung verlorenes Gedächtnis zumindest partiell wiederfindet. Die DVD enthält im Bonusteil ein Interview mit Sacks, in dem er zum Hintergrund des Films „The Musik never stopped“ Stellung nimmt.
Die Sawyers sind eine amerikanische Durchschnittsfamilie. Sohn Gabriel wächst behütet auf. Doch dann kommt es zum Zerwürfnis mit den Eltern. Gabriel zieht aus und bricht den Kontakt ab. Jahre später erreicht die Eltern die alarmierende Nachricht, dass ihr Sohn verwirrt auf der Straße aufgegriffen wurde. Ursache ist ein bereits weit fort-geschrittener Gehirntumor.
Sensibel und mit großem Einfühlungsvermögen gelang es Regisseur Jim Kohlberg aus der Fallbeschreibung Oliver Sacks den eindrucksvollen dokumentarischen Spielfilm „The Music never stopped“ zu entwickeln. Er zeigt, wie über die früher einmal gehörte Musik Gabriel tatsächlich wieder zu sich selbst, das heißt in gewissem Grad sein Erinnerungsvermögen wieder findet. Den Film gibt es auf DVD für 15 auf Blu-ray für 18 Euro. „Sing your Song“ der Film über Harry Belafonte und „Berliner Philharmoniker in Singapur– A musical journey“ kosten auf DVD jeweils 16 Euro.